Kurz vor der Wiederholungswahl gibt es im Senat Streit um den Zentralen Festplatz. Schausteller reagieren erleichtert auf die Zusage der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), das Areal in Wedding zu erhalten.
Rund 2.000 Wohnungen sollen auf dem Zentralen Festplatz in Wedding entstehen. Vor wenigen Tagen hat die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) das Großprojekt abgesagt. „Eine Nutzung als möglicher Wohnungsbaustandort wurde vom Senat verworfen“, teilte Giffey dem Schaustellerverband Berlin per Brief mit. Das berichten der „Tagesspiegel“ und andere Medien.
Der Grund sei, dass in der Vergangenheit bereits andere Flächen für Volksfeste in Berlin verloren gegangen seien. Der Erhalt des Zentralen Festplatzes sei daher umso wichtiger. Giffey wendet sich damit gegen Pläne des rot-grün-roten Senats, auf dem Areal ein neues Wohnquartier zu errichten. Darauf hatten sich SPD, Grüne und Linke im Koalitionsvertrag verständigt.
Jarasch: „Wohnungsbauziele verfehlt“
„Es versteht kein Mensch mehr, warum die SPD ihre Wohnungsbauziele verfehlt und jetzt den Bau von 2.000 Wohnungen verhindert“, erklärte Mobilitätssenatorin und Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch auf Facebook. „Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum diese komplett versiegelte Fläche nicht mehr genutzt werden sollte. Das widerspricht dem Ziel, preiswerten Wohnraum zu schaffen. Auch der Bezirk hat sich für den Wohnungsbau auf dem Festplatz ausgesprochen. Berlin braucht dringend bezahlbaren Wohnraum.“
Von Giffey und der SPD gab es zunächst kein Statement zu dem Sinneswandel. Erleichtert reagierte die Berliner Schausteller auf Giffeys Entscheidung, den Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm zu erhalten. „Seit der Wiedervereinigung haben wir Schausteller viele Volksfestflächen abgeben müssen“, heißt es in einer Mitteilung des Schaustellerverbandes Berlin.
Schausteller: 1.000 Jobs stehen auf dem Spiel
Und weiter: „Der Zentrale Festplatz ist unsere einzig verbliebene Fläche. Wird sie geschlossen, ist das der Tod für unser Gewerbe.“ Im Falle einer Bebauung würden mehr als 120 Schaustellerfamilien mit über 1.000 Vollzeitbeschäftigten und mehreren Tausend Saisonkräften vor dem Nichts stehen. „Volksfeste gehören zum kulturellen Leben Berlins und sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.“
Der Verband kritisiert, dass Jarasch an den Wohnungsbauplänen festhalte, obwohl es keinen Ersatzstandort für den Festplatz gebe. Wegen der Lage an der Autobahn und der fehlenden soziale Infrastruktur in der Nähe sei das Gelände für neue Wohnungen ohnehin „vollkommen ungeeignet“.
Text: Nils Michaelis