Die neue Regierungskoalition will den Zentralen Festplatz mit Wohnungen bebauen. Die Schausteller in Berlin fordern die Politik nun zu einem Umdenken auf.
Gerade noch verwandelte sich der Zentrale Festplatz in einen bunten Rummelplatz, jetzt könnten die Lichter am Kurt-Schuhmacher-Damm bald ausgehen. Denn laut Koalitionsvertrag von Grünen, Linken und der SPD soll der Festplatz bebaut werden. Wohnungen also statt Rummel im Wedding?
Gebeutelte Branche
Vielen der ohnehin von der Corona-Krise gebeutelten Schaustellern dürfte das endgültig die Existenzgrundlage entziehen. Das Fazit des Schaustellerverbandes fällt dann auch entsprechend nüchtern aus: „Der Zentrale Festplatz ist ein Publikumsmagnet für Groß und Klein. Riesenrad und Kettenkarussell sorgen für Adrenalinschübe und Glücksmomente. Jeder von uns erinnert sich an seine erste Fahrt im Autoscooter oder in der Geisterbahn. Über 120 Familienbetriebe im Schaustellergewerbe haben teils seit vielen Generationen ihr Leben dem Rummel gewidmet. Sie schaffen rund 1.000 ganzjährige Vollzeitarbeitsplätze und mehrere Tausend Arbeitsplätze im Saisongeschäft. Bei allem Verständnis für notwendigen Wohnungsbau ist das, was der Senat plant, kurzsichtig und verantwortungslos“, sagt Michael Roden, erster Vorsitzender des Schaustellerverbandes Berlin.
Kein geeigneter Ort für Wohnungsbau
Berlin rühme sich mit seiner Vielfalt und damit, dass immer etwas los sei. „Und jetzt jagt diese Koalition die Schausteller mit einem Federstrich aus der Stadt“, so Roden weiter. Er vergleicht die Fläche zwischen Wedding und Reinickendorf mit der Theresienwiese in München und dem Hamburger Heiligengeistfeld. Dort sei Wohnungsbau undenkbar, in Berlin aber könnte das bald Realität werden.
Der Schaustellerverband fordert die Koalitionsfraktionen deshalb auf, die neuen Pläne für den Zentralen Festplatz fallen zu lassen. Stattdessen sollen die bestehenden Zusagen eingehalten und die Fläche als „Zentraler Festplatz“ in Berlin weiterentwickelt werden. Die Schausteller hätten dafür viele Ideen, die den Berliner Veranstaltungskalender bereichern würden, sobald Corona das wieder zulässt. Der Festplatz sei die ideale Fläche für Volksfeste und andere Open-Air-Großevents in Berlin. Für Wohnungsbau allerdings ungeeignet, „da sie vollkommen losgelöst ist von sozialer Infrastruktur in fußläufiger Nähe“ sei. Sollte an den Plänen festgehalten werden, müssten zumindest alternative Vergleichsflächen angeboten werden.
Text: kr, Bild: IMAGO/Stefan Zeitz