Noch immer ist unklar, ob die Neuköllner Maientage eine Zukunft haben. Die Berliner Schausteller sind in großer Sorge und attackieren die Politik.
Seit Anfang dieses Jahres ist es amtlich: Die Neuköllner Maientage werden ab dem kommenden Jahr nicht mehr in der Hasenheide stattfinden. Als neuer Standort ist der Flughafen Tempelhof im Gespräch. Eine Entscheidung gibt es allerdings noch nicht.
Die Hängepartie bringt die hiesigen Schausteller auf die Palme. Und nicht nur das: Sie befürchten das endgültige Aus für das beliebte Volksfest. Und damit den Verlust von rund 1.000 Arbeitsplätzen.
Dramatischer Appell
Die Branche fühlt sich von der Politik alleingelassen. Mit einem dramatischen Appell wandte sich die Interessengemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Schausteller (IBBS) jetzt an die Öffentlichkeit.
In dem Schreiben mit der Überschrift „Tod der Maientage“ heißt es, die öffentliche Hand tue nichts zum Erhalt der Maientage. Diese seien Berlins größtes Parkfest gewesen. „Nach 55 Jahren in der Hasenheide wurde von heute auf morgen bestimmt, dass die beliebte Veranstaltung nicht mehr in der Hasenheide stattfinden kann.“
Und weiter: „Zwar hatte der Bezirk beschlossen, einen Ersatzstandort zu finden um das
traditionelle Volksfest am Leben zu erhalten, doch daraus geworden ist nichts. Der
Fortbestand ist gefährdet und die Schausteller mit ihren Familien menschlich
enttäuscht, dass sie nicht unterstützt werden.“
CDU: „Volksfeste auch weiterhin möglich machen“
Die Maientage waren in den letzten Monaten immer wieder Thema in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. Olaf Schenk (CDU), der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit, erklärte jetzt: „Es ist unglaublich wie die Schausteller in Berlin behandelt werden. Es gibt kein Deutsch Amerikanisches Volksfest mehr, der Zentrale Festplatz soll bebaut werden und jetzt drohen auch noch die Maientage zu verschwinden. Existenzen werden vernichtet, Tausende Arbeitsplätze fallen weg und Teile der Politik ignorieren den Wunsch der Menschen nach Volksfesten.“
Der Senat sei aufgefordert zu handeln und müsse diese Volksfeste auch weiterhin möglich machen. Schenk: „In diesem Jahr hatten die Maientage über eine halbe Million Besucher. Aber das scheint niemanden zu interessieren.“
Im Bezirksamt Neukölln verweist man auf laufende Gespräche mit dem Berliner Senat und der Tempelhof Projekt GmbH. Bei der Standortsuche für die Maientage liege der Fokus auf dem Vorfeld des früheren Flughafens Tempelhof. Dort, auf der betonierten Fläche an den Hangars, fand im Sommer das Festival Lollapalooza statt.
FDP setzt auf Hasenheide
„Einen Plan B gibt es nicht“, hatte Bezirksstadtrat Jochen Biedermann im September in der BVV erklärt. „Dem Bezirksamt liegt der Fortbestand der Maientage ebenso am Herzen wie Ihnen“, sagte der Grünen-Politiker gerichtet an die FDP-Fraktion. In einem Antrag fordert sie, die Neuköllner Maientage so lange in der Hasenheide zu belassen, bis ein endgültiger neuer Standort gefunden ist. In zwei Fachausschüssen fand sich dafür keine Mehrheit. Die endgültige Entscheidung wird für den 16. November in der BVV erwartet.
Das Aus für die Maientage in der Hasenheide begründete der Bezirk mit der Übernutzung des Volksparks und dortigen Schädigungen im Zuge des Klimawandels. In den kommenden Jahren wird die Hasenheide umgestaltet und fit für den Klimawandel gemacht.
Text: Nils Michaelis