Im Ortsteil Plänterwald entsteht ein Campus mit Büros, Bildungseinrichtungen, Räumen für Kunst, Gastronomie und einer Sporthalle. Visualisierung: Vladyslav Kalinovych/O&O Baukunst
Im Ortsteil Plänterwald entsteht ein Campus mit Büros, Bildungseinrichtungen, Räumen für Kunst, Gastronomie und einer Sporthalle. Visualisierung: Vladyslav Kalinovych/O&O Baukunst

Büros sowie Kultur und Gastronomie sollen den Schuckerthöfen in Plänterwald neues Leben einhauchen. Mehrere Neubauten sind geplant. Der Investor hat jetzt den Bauantrag eingereicht. Das Projekt ist nicht unumstritten.

“Mit der Gesamtfertigstellung der neuen Schuckerthöfe rechnen wir im Jahr 2026”, sagt Florian Matzker vom Architekturbüro O&O Baukunst. Der Investor, die BATO Group aus Berlin, hat O&O Baukunst mit der Planung des Projekts beauftragt.

Vorgesehen ist ein Campus mit Büros, Community-Flächen, Bildungseinrichtungen, Kunst, Gastronomie und einer Sporthalle. “Der Campus soll nicht nur offen für die Mieter sein, sondern auch für die Nachbarschaft”, so Matzker laut einem im Internet verbreiteten Interview. “Ein derartiges Angebot ist in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für Treptow.”

Schon vor dem eigentlichen Baustart hat das Projekt sichtbare Spuren hinterlassen. So wurde vor einiger Zeit die ehemalige Kaufhalle an der Straße Am Treptower Park, die zuletzt ein Geschäft für Bootsbedarf beherbergt hatte, abgerissen.

Historische Bausubstanz

Bei den weiteren Bauarbeiten werde man behutsam mit der historischen Bausubstanz umgehen, versichert Matzker. “Der älteste Teil sind die beeindruckende denkmalgeschützte Maschinenhalle und weitere Bestandsgebäude, die wir erhalten und aufwendig sanieren”, sagt er. “Direkt an der Straße steht die alte Villa, die Teil der alten Berliner Gewerbeausstellung von 1896 war und die wir in ihrem architektonischen Glanz erhalten.”

Sichtbares Wahrzeichen der Schuckerthöfe sei der Schornstein, der als Symbol für die Industrialisierung Berlins stehen werde.

“Die Durchwegung ist der Schlüssel für die Offenheit und die Durchlässigkeit des Areals”, so Matzker. “So planen wir zusätzliche Wege innerhalb des Quartiers und zusätzliche Öffnungen straßenseitig. Das schafft Bewegungsmöglichkeiten und damit eine Erlebbarkeit, die Kommunikation fördert.”

Die heterogene Bausubstanz sei strukturiert durch ein System von Höfen, das erweitert und in eine räumliche Struktur offen miteinander verbundener Platzräume überführt werden soll.

Sorgen von Anwohnern

Sollte der neue Komplex tatsächlich all die angekündigten Nutzungen bieten (auf der Website der BATO Group ist nur von Büros die Rede), würde das umliegende Quartier im Ortsteil Plänterwald davon durchaus profitieren. Gastronomie- und Freizeitangebote sind in diesem Teil des Treptower Nordens rar.

Dennoch stößt das Vorhaben auf Kritik. In der Kunst- und Kreativszene befürchtet man einen Ausverkauf des Gebäudes. Einige Mietverträge wurden bereits gekündigt.

Aber auch die geplante Tiefgarage sorgt für Ärger: Laut Bezirksamt Treptow-Köpenick soll die geplante Einfahrt nicht an der Straße Am Treptower Park, sondern an der Herkomerstraße, einer schmalen und ruhigen Wohnstraße, gebaut werden. Anwohner befürchten ergebliche Lärm- und Abgasbelastungen.

Das Bezirksamt begründete die Entscheidung, die Tiefgarageneinfahrt nicht an der mehrspurigen Magistrale, sondern am anderen Ende des rund 20.000 Quadratmeter großen Areals zu genehmigen, mit dem Denkmalschutz. So werde die künftige Straßenansicht am
Treptower Park verbessert und ein Baum erhalten.

Linke: Denkmalschutz vor Anwohnerschutz

Aus der Linke-Fraktion im Bezirksparlament kam Kritik an der Entscheidung. “Die Interessen der Anwohner werden ignoriert zugunsten eines Gebäudes und einer Fassade, die noch gar nicht gebaut ist”, so der Bezirksverordnete Uwe Doering. “Der Denkmalschutz hebelt den Schutz der Anwohnenden aus.”

In den Schuckerthöfen waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Schuckertwerke angesiedelt. Dort wurden Anlagen für Elektrizitätswerke und Straßenbahnen hergestellt. Nach dem Ende der DDR ließen sich dort verschiedene Gewerbebetriebe, Künstler und Kreative nieder.

Text: Nils Michaelis