Ein Spaziergang in Johannisthal quer durch die Königsheide zu Gebäuden aus den 1920er-Jahren.
Start- und Zielpunkt des Spaziergangs ist der quirlige S-Bahnhof Schöneweide. Eine laute Gegend, also schnell über den südlichen Ausgang zum Sterndamm und dort an der Kreuzung zur Südostallee bei der Hausnummer 238 einen Durchgang passieren. Und schon steht man mitten im Idyll: Die sich hier über mehrere Straßenzüge ausbreitende herrliche Kolonialbeamtensiedlung wurde zwischen 1919 und 1927 von Bruno Taut, Bruno Ahrends und anderen Architekten geschaffen.
Über den Breiten Weg geht es links in den Eibenweg und dann rechts über das Sträßchen Am Alten Fenn zu einem Pfad am Waldrand namens Zum Alten Fenn. Links zweigt nach etwa 200 Metern schräg rechts ein Pfad ab, der uns in die weitläufige Königsheide und zu einem breiteren Spazierweg führt. Ihm folgen wir Richtung Nordwesten so lange, bis der Weg eine Art Delle in Form eines kleinen Bogens bekommt. Genau dort geht es schräg nach rechts und immer geradeaus; so stößt man auf die Kreuzung Südostallee/Kiefholzstraße.
Ostsee-Flair in Berlin
Wir überqueren die Südostallee und die Rixdorfer Straße an zwei Ampeln. Entlang der niedrigen Mauer des Friedhofs Baumschulenweg geht es die Rixdorfer Straße hinunter. Wir erkennen nach gut 100 Metern links etwas versteckt einen Markierungsstein. Ein Schild klärt uns auf, dass es sich hier um den „letzten preussischen Jagenstein aus der Königsheide“ handelt. „Jagen“ sind forstliche Flächeneinteilungen.
Wir überqueren etwas weiter hinten vorsichtig die Straße und betreten den geräumigen Hof einer weiteren sehenswerten Siedlung: Hier beginnt die Eisenbahnsiedlung aus den 1920er-Jahren mit prachtvollen Bauten. Am hinteren Ende des ersten Komplexes gelangt man durch ein spitzes Tor auf einen schmalen Pfad, der einen nach rechts zur Friedrich-List-Straße bringt. Ein Blick nach links: schöne, in Gelb gehaltene Bauten, verbunden mit etwas niedrigeren Nebengebäuden. Wer Glück hat, kann durch einzelne Tore schauen und reetgedeckte Häuschen entdecken. Wir werden diese besondere Straße nachher noch vom anderen Ende aus betrachten.
DDR-Relikt
Jetzt aber geht es nach rechts zur Südostallee, denn dort wartet ein weiteres sehenswertes Terrain: Links öffnet sich auf der anderen Straßenseite ein weitläufiges Gebiet: Das ehemalige Kinderheim „Makarenko“ – seinerzeit das größte der DDR – wurde 1953 erbaut und erhielt 1968 den Namen des russischen Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko. Heute sind hier schicke Privatwohnungen untergebracht, an etlichen der Häuser erkennt man über den Eingängen diverse Bilder von Kindern in unterschiedlichen Situationen, die auf die ursprüngliche Nutzung der Gebäude hinweisen.
Über einen Seitenweg gelangt man zurück zur Südostallee, wo es nach rechts und bald wieder links zurück in die Friedrich-List-Straße geht. Zuvor betrachte man den kleinen Laden „Berliner Frühstück“ (Südostallee 169, Treptow, Tel. 618 17 20, Fr–So 8–18 Uhr, www.dasberlinerfruehstueck.com). Die Bio-Backstube mit Feinkost und Müsli-Café hat an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. In der Friedrich-List-Straße kann man linker Hand erneut die Eisenbahnsiedlung bestaunen. Nach rechts geht es in den Schwarzen Weg, von dem am Ende ein schmaler Pfad zurück zur Südostallee lenkt. Nach links kommen wir zurück zum S-Bahnhof Schöneweide. Für die rund fünf Kilometer lange Strecke sollte man um die 1,5 Stunden einplanen.
Text: Martin Schwarz