Ein kleines Stück Erinnerung: Stolpersteine werden vor dem letzten selbst gewählten Wohnort von Verfolgten des NS-Regimes ins Straßenpflaster eingelassen. Bild: IMAGO/Martin Müller
Ein kleines Stück Erinnerung: Stolpersteine werden vor dem letzten selbst gewählten Wohnort von Verfolgten des NS-Regimes ins Straßenpflaster eingelassen. Bild: IMAGO/Martin Müller

Sie kämpfte für benachteiligte Kinder und gegen die Nazis: Am 12. Oktober wird in Britz ein Stolperstein für Frida Winckelmann verlegt.

Der Stolperstein wird gegen 16 Uhr vor dem Haus in der Malchiner Straße 47 ins Straßenpflaster eingelassen. Die Verlegung wird von den Paten der Steine, Mitgliedern der Britzer Initiative Hufeisern gegen Rechts, begleitet. Auch Kulturstadträtin Karin Korte (SPD) wird vor Ort sein, heißt es aus dem Bezirksamt Neukölln.

Die am 3. Juli 1873 in Berlin geborene Frida Winckelmann wuchs in einer bürgerlichen Familie auf und schloss eine Ausbildung zur Lehrerin ab. „Noch vor dem Ersten Weltkrieg trat sie aufgrund ihrer reformpädagogischen Überzeugungen in die SPD ein und leitete in Birkenwerder ein Landerziehungsheim im Internatsbetrieb für sozial benachteilige Kinder“, so das Bezirksamt.

Zwischen 1927 und 1929 saß sie für die KPD im Thüringer Landtag. Aufgrund politischer Richtungskämpfe wurde sie 1929 aus der KPD ausgeschlossen. 1930 zog sie zurück nach Birkenwerder, übernahm erneut die Leitung der Internatsschule und trat der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAPD) ein. Sie hoffte, dass die Grabenkämpfe zwischen SPD und KPD durch die Schaffung einer antifaschistischen Einheitsfront ein Ende finden würden.

Flugblätter und Zeitschriften gegen Hitler

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten setze sie ihren antifaschistischen Kampf insbesondere in Reinickendorf und Britz mit Flugblättern und Zeitschriften fort. Am 20. September 1933 wurde sie in ihrem Haus in Birkenwerder in Anwesenheit des dortigen Bürgermeisters von der Gestapo verhaftet. Sie kam ohne Prozess aufgrund „kommunistischer Hetze“ in das Frauenkonzentrationslager Moringen in Schutzhaft.

Dort bot sie illegale Literatur-, Schreib- und Rechenkurze für Mithäftlinge an. Nach ihrer Entlassung im April 1934 kam sie bei politischen Freunden in Britz unter, da ihr Haus in Birkenwerder enteignet wurde. Nach mehreren Wohnungswechseln fand sie schließlich bei Familie Leistner in der Malchiner Straße 47 ihre letzte Unterkunft. Hier ist sie 1943 nach langer Krankheit im Alter von 70 Jahren verstorben.

Jeder Mensch kann einen Stolperstein stiften. Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen. Weitere Informationen gibt es hier.

Text: red