Karstadt am Leo.
Karstadt am Leo. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter

Alles, was es braucht, an einem Ort: Das ist das Konzept von Kaufhäusern. Doch viele von ihnen kommen schon lange nicht mehr gegen den zunehmenden Online-Handel an. Für die Karstadt-Nachfolger am Leo und an der Wilmersdorfer Straße werden nun zukunftsfähige Konzepte gefordert.

Wirklich leer ist der Karstadt am Leopoldplatz nie. Egal zu welcher Tageszeit man das Kaufhaus im Wedding besucht, zwischen Parfümregalen und Kinderspielzeug finden sich immer Kunden auf der Suche nach einem Geschenk oder einem kurzen Gespräch. Auffällig ist aber auch, dass die jüngeren Menschen zielstebig auf die Rolltreppe zusteuern, die sie ins Untergeschoss befördert. Dort gibt es neben einem Supermarkt auch einen Asiamarkt. Der Eindruck, dass das Angebot von Kaufhäusern insbesondere Jüngere nicht mehr anspricht, wird von einer Umfrage aus dem vergangenen Winter gestützt.

Am Online-Handel gescheitert

Laut Statista hätten im Jahr 2021 rund 46 Prozent der Befragten nicht in einem Kauf- oder Warenhaus eingekauft. 2001 waren es noch 13 Prozent, die es nicht zum Shoppen in einen Einkaufstempel à la Karstadt verschlagen hat. Beliebter sind demnach Bekleidungsgeschäfte, Baumärkte und Einkaufszentren. Mindestens genauso beliebt ist der Online-Handel. An genau dem sind auch die Karstadt Galeria Kaufhof Filialen im Wedding und in Charlottenburg (und an vielen anderen Orten Deutschlands) gescheitert, die Anfang 2024 dicht machen sollen. Anwohner und Politiker fordern nun zukunftsfähige Konzepte, um die Menschen am Leo und an der Wilmersdorfer Straße trotzdem einen Ort zum Einkaufen und Zusammenkommen zu geben.

Bestürzung über Schließung

„Die Nachricht gestern von der Schließung des Karstadt am Leo haben wir mit großer Bestürzung aufgenommen. Wir haben gehofft & lange dafür gekämpft, dass es für das Kaufhaus und seine Mitarbeitenden ein positives Ende geben wird“, twitterte die SPD Schillerpark nach Bekanntwerden der Schließungspläne. Für den Standort hatten Mitarbeiter und Anwohner gemeinsam mit dem verantwortlichen Handelskonzern Signa zuletzt ein Konzept für ein modernes Kaufhaus erarbeitet, das nach einer Sanierungszeit wiedereröffnen könnte. Wie es nun weitergeht, steht noch nicht fest.

Und auch an der Wilmersdorfer Straße hoffen Anwohner auf ein modernes Warenhaus, eventuell als Mischung mit Kultur, Wohnen und Einkaufen. Die Gewerkschaft ver.di kündigte derweil an für jeden einzelnen Job kämpfen zu wollen. „Wir werden die vorgelegte Schließungsliste genau prüfen. Es muss weiter jede Möglichkeit und Chance genutzt werden um Filialen zu erhalten. Klar ist: Wir werden zusammen mit den aktiven Beschäftigten um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Und sie fordern eine neue Managementführung, „die der gewaltigen Aufgabe gewachsen ist, ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft zusammen mit der Belegschaft zu entwickeln.“

Text: kr