Baustellen, Pannen, Lücken im Netz und endlose Planungen: Die Berliner U-Bahn bietet viele Gründe für Frust.
Es ist alles andere als selbstverständlich, dieser Tage in Berlin eine U-Bahn zu erwischen, die nach Plan fährt. Bauarbeiten sorgen auf vielen Strecken für Behinderungen.
U1 und U3 sind bis Monatsende zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße unterbrochen. Die U2 soll im Bereich Alexanderplatz erst im August wieder normal unterwegs sein. Die U6 ist zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel bis zum Mai 2025 gesperrt.
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Im Januar guckten Fahrgäste der U6 auch an anderer Stelle in die Röhre: Wegen eines technischen Fehlers ging zwischen Stadtmitte und Wedding stundenlang nichts mehr. Die Folgen waren verheerend, weil zeitgleich auch der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn wegen „routinemäßiger Sanierungsarbeiten“ gesperrt war.
Genervte Berliner
Auch die U-Bahn-Querelen sind dafür verantwortlich, dass viele Berliner genervt auf den öffentlichen Nahverkehr schauen. Verkehrsprobleme und Baustellen zählen zu den Themen, die den Hauptstädtern besonders auf der Seele brennen. 43 Prozent der Teilnehmer einer Forsa-Umfrage äußerten sich kurz vor der Wahlwiederholung entsprechend. Nur beim Thema Wohnen und Mieten war der Anteil höher.
Frust auf die U-Bahn hat aber nicht nur etwas mit gesperrten Strecken und ausgefallenen Zügen zu tun. Er rührt auch daher, dass es in vielen Gegenden der Stadt keinen Anschluss ans U-Bahnnetz gibt.
Forderungen nach einer Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel sind so alt wie die Großsiedlung selbst. In boomenden Kiezen wie Johannisthal oder Adlershof in Treptow-Köpenick wagen die Bewohner an eine U-Bahn-Verbindung in die Innenstadt nicht mal zu denken. Das gilt leider auch für den gesamten Bezirk.
Endlose Planungen
Selbst auf den Strecken, wo der Senat Planungen für Ausbauprojekte vorbereitet, ist nicht mit schnellen Verbesserungen zu rechnen. Die Verlängerung der U3 vom Bahnhof Krumme Lanke bis zum Mexikoplatz wird wohl erst im Jahr 2030 abgeschlossen sein. Die zu errichtende Trasse misst übrigens ganze 700 Meter.
Auch am westlichen Stadtrand ist die U-Bahn-Sehnsucht groß. Für die Fortführung der U7 vom Rathaus Spandau zum Wohngebiet Heerstraße Nord in Staaken hat der rot-grün-rote Senat eine Nutzen-Kosten-Analyse angekündigt. Der Baubeginn? Völlig offen.
Das gilt auch für den Weiterbau der U7 von Rudow zum Flughafen BER. Dass darüber vor der Wahlwiederholung Uneinigkeit im Senat herrschte, macht die Sache nicht einfacher. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat sich dafür starkgemacht. Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) bevorzugt die Anbindung Staakens. Bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge im neuen Senat entwickeln.
Giffey kontra Jarasch
Pannen, Baustellen. Planungsmarathon und obendrein Uneinigkeit zwischen Regierungspartnern: Aus den Berlinern und ihrer U-Bahn wird so bald sicherlich keine Liebesbeziehung.
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Text: Nils Michaelis