Der Nutzungsdruck im Park am Gleisdreieck ist deutlich gestiegen. Bild: IMAGO/ZUMA Wire
Der Nutzungsdruck im Park am Gleisdreieck ist deutlich gestiegen. Bild: IMAGO/ZUMA Wire

Seit den Corona-Lockdowns sind viele Berliner Parks mehr denn je zu beliebten Treffpunkten geworden. So auch der Park am Gleisdreieck zwischen Schöneberg und Kreuzberg. Anwohner sind genervt. Ihnen macht vor allem eine Form von Belästigung zu schaffen.

Lärm, Müllberge oder auch heftige Streitereien zwischen Parkbesuchern. Lang war die Liste der Beschwerden, mit denen sich Menschen, die nahe dem Gleisdreieckpark leben, an die Wahlkreisabgeordnete Katrin Schmidberger gewandt hatten. 

Die Grünen-Politikerin hakte mit einer Anfrage beim Senat nach. Und tatsächlich: Einiges hat sich in der ab 2011 eingerichteten Grün- und Erholungsanlage seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 verändert. So kletterte die Zahl der Polizeieinsätze nach 22 Uhr von 95 im Jahr 2019 auf 503 im Jahr 2020. Im Jahr darauf wurden 718 gezählt. Und bis Ende September dieses Jahres waren es 567.

502 Polizeieinsätze wegen Lärm

Die in der Grünanlage erfassten Ordnungswidrigkeiten und Straftaten decken ein breites Spektrum ab. Das mit Abstand am häufigsten erfasste Delikt ist illegale Lärmbelästigung. 2019 lag die Fallzahl bei 45. 2020 waren es 357 und 502 im Jahr darauf Fälle. 376 werden für das laufenden Jahr bis einschließlich September gelistet.

Die nächtlichen Feiern hatten noch einen anderen Effekt: Auch das Müllaufkommen wuchs zwischen 2019 und 2021 deutlich.

„Das Bedürfnis und der Bedarf nach Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien sind durch die Pandemie stark gewachsen“, kommentiert Schmidberger die Zahlen des Senats. „Insbesondere in einem mit Grünflächen unterversorgten Bezirk wie Friedrichshain-Kreuzberg ist der bereits vorher hohe Nutzungsdruck nochmals gestiegen.“

Angebote statt Verbote

Das Lärmproblem sei nicht allein durch Verbote oder mit der Bekämpfung von Symptomen zu lösen: „Neben Kontrollen, einem gutes Lärmschutzkonzept, das gemeinsam mit den Anwohnern entwickelt werden muss, braucht es vor allem Orte, an denen Veranstaltungen stattfinden können. Dazu gehört, dass auch Clubs und Tanzstätten unterstützt werden, insbesondere wenn die Situation sich aufgrund der Pandemie wieder verschärfen sollte, damit diese als Orte für Tanz- und Musikveranstaltungen erhalten bleiben.“

Es brauche Open-Air-Orte innerhalb der Stadt, bei denen Anwohnende nicht gestört und Grünflächen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

„Mit der verstärkten Nutzung des Parks haben auch Ordnungswidrigkeiten und Straftaten zugenommen“, schätzt die Sprecherin für Wohnen und Mieten die Sicherheitslage im Park am Gleisdreieck ein. Für das Sicherheitsempfinden der Besucher seien Parkläufer ein wichtiges Element.

„Polizei muss ansprechbar sein“

Die angedachten gemeinsamen Runden von Parkaufsicht und Ordnungsamt durch den Park könnten ein weiteres sinnvolles Instrument sein. „Die Polizei muss da eingreifen, wo es zwingend notwendig ist und sollte insbesondere in den Abend- und Nachtstunden ansprechbar und erreichbar sein“, so Schmidberger.

Insgesamt gelte: Grün Berlin müsse die im Dialogprozess entwickelten Ideen und Lösungsansätze besser umsetzen und bei der weiteren Gestaltung des Parks am Gleisdreieck berücksichtigen.

Text: Nils Michaelis