Der Spaziergang entlang des westlichen Teltowkanals verläuft auf einem herrlichen Weg fast immer am Ufer entlang.
Beginnen sollte man diese sehr reizvolle Strecke unweit des U-Bahnhofs Ullsteinstraße mit einem Blick über den Tempelhofer Hafen, gleich neben dem viel befahrenen Tempelhofer Damm. Den gilt es zu überqueren, auf der rechten Seite des von Grünau kommenden Teltowkanals liegt ein gut befestigter Weg: breit, mit viel Platz für Radfahrer und Fußgänger. Und das wird auf dieser Erkundung meistens auch so bleiben. Ihm folgen wir Richtung Westen bis zur Germelmannbrücke, die die Alarichstraße mit der Rathausstraße verbindet.
Wegkreuzung mit berühmtem Architekt
Wenn man nun auf der Brücke zurückschaut, hat man einen wunderbaren Blick auf den Kanal und das Ullsteinhaus mit seinem Backsteinexpressionismus. Ganz viele solche Steine verwendete Architekt Eugen Schmohl Mitte der 1920er-Jahre für den beeindruckenden Bau für die Verlegerfamilie Ullstein. Er erlebte die Fertigstellung allerdings nicht mehr. Heute beherbergt das Ullsteinhaus diverse Dienstleister.
Weiter führt der Weg rechts am Kanal das Wulfila-Ufer entlang, über die Gersdorf- und die Ringstraße hinweg. Schön ist es hier: gepflegte Wohnhäuser rechts und der Kanal stets in Sichtweite. Nach der rechts liegenden Kleingartenkolonie „Erntesegen“ lassen wir den übers Wasser führenden Mariendorfer Hafensteg einfach links liegen, der Spazierweg mündet nun ins Maulbronner Ufer, benannt nach der Kleinstadt in Württemberg mit ihrem sehenswerten Kloster.
Nach rund 500 Metern mündet das Maulbrunner Ufer in die Attilastraße, die in südlicher Richtung Kaiser-Wilhelm-Straße heißt. Von hier aus gibt es nun zwei Möglichkeiten: Man kann sich zwar weiterhin auf der rechten Seite des Teltowkanals fortbewegen, doch an der bald folgenden Eisenbahnbrücke wird es schwierig. Es führt zwar ein Weg unter der Brücke hindurch, der ist aber sehr sandig und so schmal, dass sich hier nur wirklich Trittfeste bewegen sollten, sonst droht ein Bad im Kanal.
Deshalb die Empfehlung: die Kaiser-Wilhelmstraße über den Kanal nutzen und danach sofort rechts hinein in das Frankentaler Ufer, das links am Wasser entlang in die Gernsheimer Straße mündet. Es geht weiter rechts hinein in den Edenkobener Weg, der führt entspannt unter der Zugbrücke hindurch und direkt auf den Edenkobener Steg zu, mit dem man wieder zur rechten Uferseite gelangt.
Universitätsklinikum Benjamin Franklin
Links ist wieder der schön angelegte Wanderweg, der über die Siemensstraße hinweg an der Hannemannbrücke vorbei zur Straße Am Eichgarten führt. Diese nun lädt nicht nur zu einem Abstecher in den nahegelegenen Stadtpark Steglitz ein – wir haben mittlerweile den Bezirk gewechselt –, sondern führt auch in einer leichten Rechtskurve kurz vom Wasser weg. Doch keine Sorge, links die Weverpromenade bringt uns zurück zum Ufer. Nach Überqueren der Birkbuschstraße beginnt der Bäkepark, rechts folgt der kleine Bäketeich, von dem aus das Flüsschen Bäke weiter nach Norden führt. Paul-Schwarz-Promenade heißt der Spazierweg hier, benannt nach dem Steglitzer Politiker.
Während sich auf der anderen Seite des Teltowkanals der Steglitzer Hafen zeigt, beginnt rechterhand das Gelände des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (Hindenburgdamm 30, Steglitz, Tel. 450 50, www.charite.de) mit dessen Hubschrauberlandeplatz – gelb leuchtet der Helikopter, der Leben retten kann. „Christoph 31“ heißt der hier stationierte Rettungshubschrauber, seit 1987 ist er im Einsatz. Das riesige Klinikum gehört seit 1998 zum Verbund der Charité. Eines der vielen Spezialgebiete hier ist die Protonentherapie von Augentumoren. Es gibt zudem weitere Kliniken, so eine für Pulmonologie.
Und damit der Besonderheiten nicht genug: Es folgt rechts der Schlosspark Lichterfelde mit seinem Gutshaus, links daneben das Institut für Hygiene und Umweltmedizin, ein Bau im Stil des in Berlin seltenen Brutalismus. Auf der anderen Seite des Kanals liegt die Sportanlage Stadion Lichterfelde. Der FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof e. V. stellt Deutschlands größte aktive Fußballabteilung und war 2019 Berliner Pokalsieger.
Lost place „Mäusebunker“
Wer nun nach rechts blickt, entdeckt hinter einigen Bäumen den skurrilen „Mäusebunker“. Das ungewöhnliche Gebäude mit den scharfen Betonkanten heißt offiziell „Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin“. Wie das benachbarte „Institut für Hygiene und Umweltmedizin“ wurde auch der „Mäusebunker“ im Stil des Brutalismus entworfen, die blau lackierten, aus dem Komplex herausragenden Belüftungsrohre haben eine Anmutung von Kanonen, die das Gebäude zu verteidigen scheinen. In der Forschungseinrichtung gab es Bereiche für Tierversuche im Rahmen der medizinischen Forschung. Seit 2019 ist der „Mäusebunker“ nicht mehr in Betrieb. Zum Stand der Dinge: www.modellverfahren-maeusebunker.de
Unser herrlicher Weg führt über die Bäkestraße hinweg weiter zur Königsberger Straße und der Emil-Schulz-Brücke. Rechts bietet eine Filiale der Kette „Wiener Feinbäckerei“ Kaffee oder etwa Süßes zum Mitnehmen. Obwohl es hier noch lange sehr schön geradeaus weiterginge, verlassen wir nun den Kanal. Über die Königsberger Straße und dann links den Jungfernstieg erreichen wir den S-Bahnhof Lichterfelde Ost.
Die herrliche Strecke entlang des westlichen Teltowkanals ist etwa acht Kilometer lang, rund drei Stunden sollte man dafür einplanen. Sie lässt sich aber beliebig verlängern, dank der angrenzenden Parks und der Weiterführung des Weges am Teltowkanal entlang bis zum Griebnitzsee.
Text: Martin Schwarz