Waldsee Zehlendorf
So präsentierte sich der Waldsee an der Südspitze im vergangenen August. Bild: Iris Pribilla

Anwohner des Waldsees in Zehlendorf klagen über Gestank. Sie fordern das Bezirksamt zum Handeln auf. 

Zwischen und Mai und September, an den wärmsten Tagen des Jahres, ist die Lage für viele Anwohner am südlichen Ende des Waldsees in Zehlendorf oft unerträglich. Immer wieder kippt das sauerstoffarme Gewässer um, Fische sterben und verwesen. Übler Geruch ist die Folge. Seit Jahren geht das so.

Einige von ihnen haben genug, sie fürchten um ihre Gesundheit. „Wir Anwohner leiden unter diesem Zustand“, sagt Iris Pribilla vom Verein Umweltschutz und Landschaftspflege für den Waldsee in Berlin-Zehlendorf. Pribilla und ihr Verein fordern das Steglitz-Zehlendorfer Umweltamt auf, eine Teilentschlammung des Waldsees in die Wege zu leiten.

Auffangbecken für Straßenabwässer

Der Waldsee ist kein Badegewässer, er wird als Vorfluter und Auffangbecken für Straßenabwässer aus den Einzugsgebieten der Argentinischen und Lindenthaler Allee sowie der Goethe- und Fischerhüttenstraße genutzt.

„Das war schon immer so und funktionierte, solange der See alle 20 bis 30 Jahre entschlammt wurde“, schreibt der Verein in einem Brief an die Vorsitzenden der Fraktionen von CDU, FDP, SPD und Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf. „Die letzte Entschlammung ist aber bald 40 Jahre her und das Südende des Sees ist randvoll mit giftigem Schlamm.“

Entschlammung kostet 180.000 Euro

Seit 2005 verbiete das Berliner Wassergesetz Einleitungen, die Gewässer negativ
beeinflussen, wenn diese Nachteile nicht ausgeglichen werden können, heißt es in dem Brief weiter. „Trotzdem bewilligte das Umweltamt 2019 die Einleitung von Abwasser in den Waldsee für weitere zehn Jahre.“ Pribilla vermutet, dass die Behörde dies dulde, weil der nahe Schlachtensee als geschütztes Gewässer nicht für die Einleitung von Abwässern infrage komme.

Pribilla und ihr Verein haben für eine Teilentschlammung des Südendes mit sachgerechter
Entsorgung das Angebot einer Firma eingeholt. Demnach würden sich die Kosten auf 180.000 Euro belaufen.

Der Bezirk hat kein Geld

Seit Dezember 2018 liege das Angebot der für das Umweltamt zuständigen Stadträtin Maren Schellenberg vor. Passiert sei seitdem nichts, die Grünen-Politikerin habe auf fehlende Mittel verwiesen.  „Geld ist auch immer eine Frage von Prioritäten“, sagt Pribilla. 

Schellenberg erklärt auf Anfrage, dass der Bezirk wegen der Entschlammung des Seebereichs an der Argentinischen Allee mit den Berliner Wasserbetrieben im Gespräch sei. Aus bezirklichen Mitteln sei die Maßnahme nicht zu finanzieren. Mit Ausnahme des Einlaufbereichs am Südende sei die Wasserqualität des Waldsees „durchaus gut“. Pribilla teilt diese Einschätzung.

Der Waldsee entstand vor mehr als 100 Jahren durch Abgrabungen eines ehemaligen Fenns zwecks Grundwasserabsenkung im Rahmen von Bautätigkeiten in der Umgebung. Er hat eine Größe von etwa 2,5 Hektar und ist rund 530 Meter lang.

Text: Nils Michaelis, Bild: Iris Pribilla