Der Schauspieler Hans Söhnker (hier eine Aufnahme von 1960) hatte seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt für viele Jahrzehnte in Steglitz und Zehlendorf.

Er zeigte Zivilcourage in Zeiten des NS-Terrors: Ein Platz und eine Seniorenfreizeitstätte in Steglitz-Zehlendorf tragen jetzt den Namen des Schauspielers Hans Söhnker.

Am Montag ist der „Club Steglitz“, eine bezirkseigene Freizeitstätte für Menschen ab 55 Jahre, in „Hans-Söhnker-Haus“ umbenannt worden. Ebenfalls seit Montag trägt ein in Dahlem gelegener begrünter und baumbestandener Platz trägt den Namen des Theater-, Film- und Fernsehschauspielers. Sein Lebens-und Arbeitsmittelpunkt lag zwischen 1936 und seinem Tod 1981 ununterbrochen in Steglitz und Zehlendorf. Am 11. Oktober wäre der doppelt Geehrte 118 Jahre alt geworden.

„Hans Söhnker steht für große Schauspielkunst, aber auch für Mitmenschlichkeit und Zivilcourage“, heißt es aus dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Mit dem hochbetagten Ehepaar Erich und Gisela Engel aus Lankwitz waren die wohl größten Söhnker-Fans im Bezirk zu Gast bei der Festveranstaltung im Hans-Söhnker-Haus. Jahrzehntelang hatten sie sich um eine angemessene Würdigung des Staatsschauspielers bemüht.

Söhnker versteckte jüdische Mitbürger im Wochenendhaus

Während des Zweiten Weltkriegs hatte Söhnker ein hohes persönliches Risiko auf sich genommen und mehrere untergetauchte jüdische Mitbürger in seinem Wochenendhaus versteckt. Im November 2018 ehrte Israel den gebürtigen Kieler mit dem Ehrentitel eines „Gerechten unter den Völkern“. Es ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Nichtjuden zu vergeben hat. Söhnker wirkte allerdings auch in mehreren Propagandafilmen der Nazis mit. Nach Kriegsende spielte er zunächst am Schlosspark Theater.

Zu den Ehrengästen zählte Hans Söhnkers Urgroßnichte, die Schauspielerin Anne Kim Sarnau, hier zu sehen bei einer Feierstunde der israelischen Botschaft zu Ehren der Gerechten unter den Völkern im Jahr 2018. Bild: IMAGO/Uwe Steinert

Michael Karnetzki (SPD), Stellvertretender Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, würdigte Söhnker als Vorbild für klare Haltung und Zivilcourage, die auch heute immer und überall gefragt sei: „Wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Behinderung oder ihrer sexuellen Identität herabgewürdigt, angegriffen oder verfolgt werden, dann ist es unsere ‚selbstverständliche Menschenplicht‘, dagegen einzuschreiten, zu widersprechen und zu helfen.“ Heute sei das nicht mehr mit persönlichen Risiken verbunden, wie das für Hans Söhnker seinerzeit gegolten habe.

Zu den Ehrengästen im Hans-Söhnker-Haus zählte auch Anneke Kim Sarnau. Stellvertretend für die Familie des Geehrten hatte die Schauspielerin seinerzeit in der Gedenkstätte „Stille Helden“ die Yad-Vashem-Medaille für ihren Urgroßonkel entgegengenommen. 

Die Initiative zur Umbenennung des vormaligen „Club Steglitz“ in „Hans-Söhnker-Haus“ sei vom vormaligen Bezirkssozialstadtrat Frank Mückisch ausgegangen, so das Bezirksamt. Der CDU-Politiker hat sich im Juni 2021 in den Ruhestand verabschiedet.

Text: red/nm, Archivbild: IMAGO/United Archives