Buckower Felder
Buckower Felder

Bis Ende des Jahres 2024 entstehen 900 Wohnungen auf den Buckower Feldern. Am Freitag kam es tief im Süden von Neukölln zum symbolischen Spatenstich.

Es ist eines der größten Neubauprojekte Berlins und das größte des landeseigenen Wohnungsunternehmens Stadt und Land: 900 Wohnungen werden in kommenden Jahren auf dem Areal zwischen Buckower Damm und Gerlinger Straße im Neuköllner Ortsteil Buckow geschaffen. Im ersten Bauabschnitt sollen die Wohnungen bereits im Frühjahr 2023 bezugsfertig sein.

Das Großprojekt „Buckower Felder“ soll nicht nur die wachsenden Nachfrage nach Wohnraum bedienen, sondern obendrein Ökologie und Soziales miteinander versöhnen. So wird es vermarktet. Diese Botschaft zog sich auch durch viele Redebeiträge beim Spatenstich. Die Szenerie bot einen geeigneten Rahmen, um den Öko-Aspekt des Vorhabens zu unterstreichen: Am Rednerpult vorbei fiel der Blick auf eine Pferdekoppel und den angrenzenden Wald. Wie bestellt schrie ein über der Baustelle kreisender Bussard.

Müller: „Großer Wurf für nachhaltigen Wohnungsbau“

Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin, erklärte zum Projektstart: „Wohnen in der Stadt muss für alle Berliner auch in der Zukunft möglich sein. Zu unserer wohnungspolitischen Verantwortung gehört es vor allem, neue und bezahlbare Wohnungen zu bauen. Hierbei spielen die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften eine wichtige Rolle. Sie erhalten die Vielfalt in den Quartieren. Gemeinsam gestalten und erhalten wir so eine lebenswerte und soziale Stadt. Die Buckower Felder sind ein großer Wurf für nachhaltigen, klimabewussten und sozial verantwortungsvollen Wohnungsneubau.“ 

Gebäude mit vier bis sieben Geschossen prägen das Gesicht des neuen Kiezes.

Die Hälfte der Wohnungen auf den Baufeldern der Stadt und Land wird mit sozialer Bindung vermietet, darunter 30 Prozent als geförderter Wohnungsbau sowie 20 Prozent als Sonderwohnformen, beispielsweise für Senioren oder Geflüchtete. Demnach liegt die Kaltmiete bei geförderten Wohnungen zwischen 6,50 und 8,20 Euro. Insgesamt 20 Prozent der gesamten Wohnfläche werden von Genossenschaften beziehungsweise dauerhaft gemeinwohlorientierten Dritten in energieeffizienter Holzbauweise errichtet. Auch hier betrage der Anteil an gefördertem Wohnungsbau 30 Prozent, so die Stadt und Land. Die Mieten der Objekte für den freien Markt liegen „im Durchschnitt nicht über 10,50 Euro“.

Auch die „grüne“ Seite des Projekts hat einiges zu bieten: Eine „intensive Begrünung“ des Quartiers sowie der Dachflächen trage zur ökologischen Vielfalt bei, verbessere nachhaltig das Mikroklima und führe zu einem Kühlungseffekt. Um im Zeichen des Klimawandels vermehrt Regenwasser versickern zu lassen, werden Retentionsflächen geschaffen. Vor allem aber soll der Kiez weitgehend autofrei sein. Daher wird am Buckower Damm und an der Gerlinger Straße jeweils eine „Quartiersgarage“ errichtet. Um eine klimafreundliche Mobilität zu ermöglichen, wurden Anbieter von Leihrädern und E-Mobility gewonnen. Beim Thema Carsharing lässt dies noch auf sich warten.

Die umliegenden Schulen werden erweitert

Zudem wurde die soziale Infrastruktur bedacht: Im nordwestlichen Teil des Gebiets sind eine Kita und eine Jugendfreizeitstätte vorgesehen. Den zu erwartenden Zuwachs an Schulkindern werden die umliegenden Schulen auffangen, darunter die Heinrich-Mann-Schule und das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium. Letzteres wird derzeit erweitert.

Müller und Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) erinnerten an die langwierigen Querelen um das Projekt. Gut zehn Jahre lang beschäftigte es die Bezirkspolitik. Als das Bezirksamt Neukölln die Planungshoheit hatte, waren am Buckower Damm eine durchgängige und mehrgeschossige Riegelbebauung („Wohnscheibe“) und dahinter Einfamilienhäuser vorgesehen. Mit einem Bürgerentscheid wurde diese Planung ausgebremst. Kurz danach zog der Senat die Planungen an sich. Nun sind aufgelockert angeordnete Mehrfamilienhäuser mit vier bis sieben Geschossen vorgesehen.

Auch die Grünen begleiteten das Vorhaben anfangs skeptisch. Jochen Biedermann, seinerzeit Fraktionsvize und seit 2016 Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste, hat wegen der „Beseitigung der städtebaulichen Mängel“, wie er sagt,  seinen Frieden mit der Bebauung der Buckower Felder gemacht. Aber ist es wirklich ein ökologisches Vorzeigeprojekt? Im Gespräch mit dem „Berliner Abendblatt“ formulierte er es am Freitag so: „Die Planung entspricht dem, was unter den Bedingungen einer konventionellen Bauweise möglich und obendrein wirtschaftlich darstellbar ist.“ Immerhin bringe die „urbane“ Struktur des Quartiers eine geringere Bodenversiegelung mit sich als eine Bebauung mit Einfamilienhäusern.

Datum: 3. September 2021, Text und Bilder: Nils Michaelis