Die Karstadt-Filiale am Hermannplatz. Archivbild: IMAGO/Steinach
Die Karstadt-Filiale am Hermannplatz. Archivbild: IMAGO/Steinach

Der Investor Signa will den Karstadt-Standort am Hermannplatz nach dem Vorbild der 20er-Jahre umbauen. Dieser umstrittene Plan scheint jetzt zu wackeln.

Die aufwendigen Erweiterungs- und Umbaupläne des österreichischen Konzerns sehen unter anderem vor, die monumentale Fassade des historischen Vorgängerbaus zu rekonstruieren. Dazu gehören zwei 60 Meter hoher Türme.

Das Ganze könnte nun am Denkmalschutz scheitern. „Die denkmalschutzrechtlichen Abstimmungen mit dem beauftragten Büro zeigen, dass die Umsetzung des Neubauprojekts der Signa voraussichtlich nicht genehmigungsfähig ist“, sagte Friedrichhain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) der „taz“. Allein aus Gründen der Baustatik könne der Umbau nicht ohne den Rückbau dieser geschützten Bauteile umgesetzt werden, so Schmidt.

Städtebaulich bedeutend

Obwohl dem Bezirk die Planungshoheit bereits im November 2021 entzogen wurde, nimmt Schulz weiterhin an den Abstimmungen zwischen dem Landesdenkmalamt und dem mit der Planung beauftragten Architekturbüro teil, berichtet das Blatt.

Aus der der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, dem das Landesdenkmalamt unterstellt ist, hieß es laut dem Bericht: „Die Bauteile des Karstadt-Gebäudes von 1929 und 1951/52 sind zusammen aufgrund ihrer baugeschichtlichen, baukünstlerischen und städtebaulichen Bedeutung in die Denkmalliste eingetragen“, sagt Daniel Bartsch der taz.

Das 1929 errichtete Karstadt galt damals als größtes und modernste Warenhaus Europas. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde 1952 ein weitaus bescheidener und flacherer Ersatzbau fertiggestellt. Auch dessen Überreste stuft das Landesdenkmalamt offenbar als erhaltenswert ein. In der öffentlichen Debatte spielte bislang nur das pompöse Ursprungsgebäude eine Rolle.

Verdrängung befürchtet

Die bisherigen Signa-Pläne stoßen in den umliegenden Kiezen in Neukölln und Kreuzberg auf breite Ablehnung. Vertreter der Grünen und von zivilgesellschaftlichen Gruppen wie die „Initiative Herrmannplatz“ argumentieren, dass ein überdimensionierter Karstadt-Komplex nicht der Nahversorgung diene und die Verdrängung einkommensschwacher Anwohner befördere. Zudem fordern sie mehr Bürgerbeteiligung bei den Planungen.

Die Signa hält unterdessen an ihren Gestaltungsplänen fest: „Die Wiederherstellung der Gesamtfassade von 1929 steht grundsätzlich nicht zur Debatte“, sagte ein Sprecher der taz. Es ginge lediglich darum, wie sich das erhaltene Gebäudefragment stärker von der neuen Fassade abheben kann.

Text: red/nm