Neubrandenburg/Ravensbrück (dpa) – Die Stadt Neubrandenburg erweitert ihren Geschichts-Lehrpfad zur Erinnerung an Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit. An der Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen wird künftig an «Flaschenpost aus dem KZ» erinnert, wie ein Stadtsprecher am Donnerstag sagte. Dabei geht es um Briefe von Häftlingsfrauen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück, die über Zwangsarbeiter zu polnischen Kriegsgefangenen 1942/43 nach Neubrandenburg geschmuggelt und, als Verrat drohte, in einem Waldstück vergraben worden waren. Diese Briefe waren in sogenannten Kassibern 1975 wiederentdeckt, aber erst vor wenigen Jahren öffentlich gemacht worden.

An diese lebensgefährlichen Schmuggelaktionen soll eine Stele aus Cortenstahl erinnern, die an diesem Samstag bei einer Gedenkveranstaltung zur Befreiung der Gefangenen aus den Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager 1945 enthüllt werden soll. Aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Sachsenhausen wurden viele inhaftierte Männer und Frauen als Zwangsarbeiter für Rüstungsbetriebe in Neubrandenburg rekrutiert. Die Briefe enthielten Namenslisten zu Erschießungen und medizinischen Experimenten sowie weitere Beweise für Verbrechen, aber auch Gedichte und Zeichnungen.

Im Auftrag der Stadt Neubrandenburg wurde dazu 2017 auch eine Wanderausstellung vor allem für Schulen in beiden Ländern entwickelt. Die Stele soll von Piotr Jedliński, Stadtpräsident von Koszalin (Köslin), und dem Oberbürgermeister Neubrandenburgs Silvio Witt (parteilos) enthüllt werden. Beide sind Partnerstädte. Fünfeichen war eines der größten Kriegsgefangenenlager im Osten Deutschlands in der NS-Zeit.