Für den Rundweg auf der Mierendorff-Insel wurde ein Kunstwerk gesucht, das die Zusammenhänge dieses besonderen Standortes einbezieht. Jetzt steht der Sieger des Wettbewerbs fest.
In ihrer zweiten und finalen Sitzung zum Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum für den Mierendorff-Rundweg hat sich die Jury für den Entwurf „Kieloben in den Sonnenuntergang” des Künstlers Peter Sandhaus entscheiden. Den zweiten Platz belegten Ina Geißler und Fabian Lippert mit der Skulptur „Mann mit Koffern“. Das teilt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mit.
Der Kunststandort wird im nördlichen Bereich der Mierendorff-Insel sein. In der ersten Wettbewerbsphase waren 58 Entwürfe eingegangen, davon wurden zehn Arbeiten zur weiteren Ausarbeitung für die zweite Wettbewerbsphase ausgewählt.
Harmonisch eingefügt
Oliver Schruoffeneger (Grüne), Stadtrat für Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen, erklärt: „Alle Künstler haben sich mit den räumlichen, architektonischen und sozialen Dimensionen der Mierendorff-Insel auseinandergesetzt und diese in ihre Arbeit integriert. Der Siegerentwurf gliedert sich aber nicht nur harmonisch in die Uferlandschaft der Insel ein, sondern bietet Spaziergängern auf dem Insel-Rundweg künftig auch einen Ort der der Entspannung.
Zudem greife der Siegerenwurf, der aus lokalem Brandenburger Robinienholz gebaut werden soll, Aspekte des Klimawandels auf.Ein weiterer Aspekt für die Jury sei zudem gewesen, dass das 15,65 breite, 6,08 Meter tiefe und 7,33 Meter hohe Kunstwerk die Aufenthaltsqualität für Besucher des Rundwegs verbessern wird, da die Möglichkeit besteht, das Kunstwerk zu begehen und darauf Platz zu nehmen.
Ruderlos und kieloben
“Die Installation ist weniger idyllisch, als sie auf den ersten Blick erscheint“, so Peter Sandhaus über seine Arbeit. „Sie hat offensichtlich die Gestalt eines gekenterten Bootes: Wir treiben ruderlos und kieloben in den Sonnenuntergang.”
Auf den zweiten Platz gewählt wurde die Installation „Mann mit Koffern“ von Ina Geißler und Fabian Lippert. Die Skulptur überzeugte die Jury sowohl inhaltlich, als auch durch ihre physische Präsenz. Mit 6,91 Metern Höhe zählte sie zu einer der höchsten und somit weithin sichtbarsten Arbeiten.
Aktuelle Bezüge
Gezeigt wird ein historisches Foto des Literaten und Politikers Carlo Mierendorff, kurz nach seiner Entlassung aus der Gestapo-Haft im Jahr 1938. Der Sozialdemokrat kämpfte als Mitglied des Kreisauer Kreises gegen das NS-Regime. 1943 starb er bei einem Luftangriff.
Auch für Betrachter, die Mierendorff nicht (er-)kennen, zeige die Figur des Mannes in Reisekleidung und Koffern, dass hier jemand Alltägliches unterwegs und verletzlich ist, sich im Moment des Fotos nicht in sicherer Umgebung befindet. Die Figur biete vielfältige Assoziationen, welche sich auf heute aktuelle Fragen beziehen lassen, darunter Flucht, Vertreibung und das Einstehen für Ideale.
Text: red/nm, Bild: Peter Sandhaus