Schulen Steglitz-Zehlendorf
Vor allem Gymnasien und Integrierte Gesamtschulen stehen vor großen Herausforderungen.

An Gymnasien und an Integrierten Sekundarschulen gibt es in den kommenden Jahren zu wenig Schulplätze. Das geht aus dem Schulentwicklungsplan hervor, den das Bezirksamt jetzt vorgelegt hat. Die SPD-Fraktion kritisiert das Papier.

Zuerst die gute Nachricht. „Nach den Bevölkerungszahlen für unseren Bezirk stehen ausreichend Plätze für die Wohnbevölkerung zur Verfügung“, heißt es im Schulentwicklungsplan (SEP) für Steglitz-Zehlendorf. Das ist allerdings nur ein, nämlich der rein statistische Teil der Wahrheit. Schon jetzt platzen viele Schulen aus allen Nähten. 

Das zeigt sich besonders deutlich bei den Gymnasien. Laut SEP, der bis zum Schuljahr 2029/2030 angelegt ist, fehlen dort aktuell 436 Schulplätze beziehungsweise 4,7 Züge. Mittelfristig sinkt das Defizit auf 3,5 bis 3,8 Züge, um ab dem Jahr 2024 wieder stark anzusteigen. Maßnahmen zur Sicherung der Schulplätze seien unvermeidlich, so der SEP. Vorgeschlagen wird der Bau eines neuen Gymnasiums mit vier oder fünf Zügen. Den Standort lässt das Bezirksamt offen.

Bezirk mahnt „intensive Suche nach Lösungen“ an

Bei Integrierten Sekundarschulen (ISS) und Gemeinschaftsschulen steigt das Defizit der Prognose zufolge von derzeit 4,5 auf 5,4 Züge im Jahr 2024. „Es bedarf einer intensiven Suche nach Lösungen“, so die Schulverwaltung. Fazit: Würden nicht Schulen aus anderen Bezirken die Nachfrage nach Schulplätzen bedienen, würde es für Gymnasiasten und Sekundarschüler aus Steglitz-Zehlendorf düster aussehen. Der Bezirk schlägt die Errichtung einer fünfzügigen ISS mit gymnasialer Oberstufe vor, nennt aber auch hierfür keinen konkreten Standort oder sonstige Details.

Anders ist die Situation bei den Grundschulen. Diese sind an Einzugsgebiete im Bezirk gebunden. Derzeit ist der Bedarf an Grundschulplätzen, bezogen auf das gesamte Bezirksgebiet, gesichert. Aktuell wurde ein Überschuss von 0.5 Zügen ermittelt. Für das Jahr 2026 wird allerdings ein Minus von 0,1 Zügen erwartet.

In Lankwitz-Ost fehlen Grundschulplätze

Die Situation vor Ort ist allerdings unterschiedlich. Im Osten von Lankwitz fehlen gegenwärtig 1,8 Züge beziehungsweise 266 Schulplätze. Im südlichen Zehlendorf hingegen gibt es einen Überschuss von 1,9 Zügen. Das heißt, dass viele Grundschüler zwischen einzelnen Kiezen pendeln müssen, wie auch der SEP einräumt. Im Grundstufenbereich beträgt die durchschnittliche Auslastungsquote 101,97 Prozent.

„Von steigenden Schülerzahlen einmal abgesehen, liegt die wichtigste Herausforderung für das kommende Jahrzehnt in der baulichen Sanierung und Kapazitätsanpassung“, bilanziert der SEP. „Dabei geht es nicht nur um die notwendige Sanierung von Bestandsgebäuden, sondern primär um die Verbesserung der Situation an Mensen und Sporthallen: Mensen sind häufig zu klein. 

Hohe Kosten für Neubau am Osteweg 53

Bei den Gemeinschaftsschulen stößt vor allem die Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule an ihre Grenzen. Das Bezirksamt hat schon vor Jahren  einen Neubau am Osteweg 53 ins Spiel gebracht, doch dort lassen sich allenfalls langfristig Pläne umsetzen. Das Grundstück wird vom Land Berlin bis 2025 für eine Unterkunft für Geflüchtete genutzt. Da die denkmalgeschützten Bestandsgebäude erhalten werden müssen, werden zudem hohe Baukosten befürchtet. Zwischen Bezirk und Senat gibt es hierzu seit Jahren Zwist.

Zwei Jahre lang hatte die bezirkliche Schulverwaltung, die bis zum Juni dem früheren Bezirksstadtrat Frank Mückisch (CDU) unterstand, an dem Schulentwicklungsplan (SEP) gearbeitet. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. SPD-Fraktionschef Volker Semler ist enttäuscht: „Mir fehlen konkrete Planungshinweise. Was tut die Verwaltung dort, wo die Bedarf an Schulplätzen steigt? Dazu sagt der Bericht nichts. Ein SEP darf nicht nur eine Bestandaufnahme sein, er muss auch Lösungen anbieten.“ Überdies hält er die Bevölkerungszahlen, die als Grundlage für die Schulplanung dienen, für veraltet.

SPD: Grund- und Gemeinschaftsschulen stärken

Semler fordert, vor allem die Grund- und Gemeinschaftsschulen im Bezirk zu stärken. Schon jetzt sei eine wohnortnahe Beschulung von Grundschülern kaum noch gewährleistet. Um schnell mehr Platz für Schulkinder zu schaffen, schlägt Semler vor, Mobile Ersatzbauten zu errichten. Um einen Schulneubau am Osteweg 53 auf den Weg zu bringen, müsse das Bezirksamt den Senat von dieser Standortentscheidung überzeugen, anstatt ihm eine Blockadehaltung vorzuwerfen.

Text: Nils Michaelis, Bild: Getty Images Plus/iStock/surasaki