Das Gesundheitsrisiko beim Rauchen von E-Zigaretten ist weitaus geringer als bei normalen Glimmstengeln, sagt Antonios Nestoras. Bild: iStock/Getty Images Plus/Prostock-Studio
Das Gesundheitsrisiko beim Rauchen von E-Zigaretten ist weitaus geringer als bei normalen Glimmstengeln, sagt Antonios Nestoras. Bild: iStock/Getty Images Plus/Prostock-Studio

Um rauchfrei zu werden, geht Neuseeland jetzt einen ziemlich radikalen Weg. Alle Einwohner, die zum jetzigen Zeitpunkt jünger sind als 14 Jahre, dürfen keine Zigaretten mehr kaufen. Auch nicht, wenn sie volljährig sind. Bis 2025 soll das Rauchen sogar ganz verboten werden. Eine radikale Politik, die eine Welt ohne „Sünden“ propagiert, ist zum Scheitern verurteilt, sagt Antonios Nestoras, Interimsgeschäftsführer des Europäischen Liberalen Forums (ELF). In Deutschland steigt die Zahl der Raucher wieder. In Form von E-Zigaretten gebe es immerhin weniger schädliche Alternativen, doch die EU-Politik erschwere den Umstieg, so Nestoras. Ein Kommentar.

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Man könnte Wände tapezieren mit Gesetzen, die ihr Ziel verfehlten. Die EU-Kommission ist gerade dabei, ausgerechnet beim Raucherschutz eine besonders misslungene Gesetzes-Tapete anzukleistern. Es geht um die Gesundheit von Millionen, es geht um eine Politik, die das Leben vieler Menschen aufs Spiel setzt.

Alternativ-Produkte können Leben retten

Die EU-Bürokraten wollen Zigaretten und sogenannte Ersatzprodukte wie E-Zigaretten und erhitzte Tabakerzeugnisse künftig gleichbehandeln. Dabei ist wissenschaftlich längst bewiesen: Die Alternativ-Produkte können Leben retten. Sie bergen zwar auch Gesundheitsrisiken, sind aber weit weniger gefährlich.

E-Zigaretten als Alternative. Bild: iStock/Getty Images Plus/licsiren
E-Zigaretten als Alternative. Bild: iStock/Getty Images Plus/licsiren

Viele Wissenschaftler sagen, dass Raucher davon profitieren, auf eine dieser Alternativen umzusteigen. Heino Stöver,  Professor für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, gehört dazu. Er hat in einer Studie die positiven Effekte nachgewiesen und sagt: „Eine völlige Abstinenz wäre natürlich am besten. Es muss auf dem Weg zum Nichtraucher ab auch Zwischentöne geben und daher sollten risikoreduzierende Alternativen auch stärker beworben werden.“

Warum aber tut dann die EU-Kommission alles, um Rauchern genau diesen Umstieg zu vergällen? Die Antwort lautet: Weil es ideologisch gewollt ist. Der Anteil der Raucher soll bis 2040 auf weniger als 5 Prozent der Gesamtbevölkerung gesenkt werden. Koste es, was es wolle.

Anzahl der Raucher gestiegen

Einmal mehr zeigt sich: Irgendetwas in der Tabakprävention läuft in eine ungesunde Richtung. Was wurde in der Vergangenheit nicht schon alles unternommen! Steuern massiv erhöht, abschreckende Fotos auf Zigarettenpackungen platziert, Rauchverbote erlassen. Und doch rauchen in Deutschland so viele Menschen wie lange nicht mehr.

Unter den 14- bis 17-Jährigen stieg ihre Zahl im vergangenen Jahr von 8,7 auf 15,9 Prozent. Das ergab die jüngste Erhebung der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA). Das bedeutet: 200.000 mehr Minderjährige als im Jahr zuvor greifen zum Glimmstengel, 400.000 sind es insgesamt.  Die Zahl der über 14-jährigen Konsumenten stieg seit 2020 von 36 auf 41 Prozent!

Selbst die steuerlich hochgetriebenen Preise von aktuell knapp acht Euro für eine Schachtel Zigaretten schrecken die Menschen also offensichtlich nicht ab. Hinzu kommt: Steuererhöhungen treffen sozial schwache Menschen besonders stark. Das ist nicht gerecht.

Unterschied im Risikoprofil sichtbar machen

Was wir in der Anti-Raucher-Politik deshalb brauchen, ist nicht Ideologie. Wir brauchen Pragmatismus! Es geht um den gesunden Menschenverstand! Eine radikale Politik, die eine Welt ohne „Sünden“ propagiert, ist zum Scheitern verurteilt.  Sie animiert Millionen von Rauchern dazu, weiter zu rauchen, obwohl es Alternativen gibt.

Was die EU tun muss: den Unterschied im Risikoprofil von Zigaretten und besseren Alternativprodukten deutlich machen. Konkret: Geringere Steuern für E-Zigaretten & Co., weniger Verbote.  Um Menschen zu schützen, muss die EU die Schadensbegrenzung betreiben. Sie muss die verschiedenen Produkte unterschiedlich behandeln.

Polen und Tschechien differenzieren bereits

Bei der Politikgestaltung ist es keine Sünde, gute Politik zu kopieren. EU-Länder, die bereits damit begonnen haben, nach dem Risiko zu differenzieren, wie Polen und die Tschechische Republik, haben gute Fortschritte gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Union das Gleiche tut. Wir sollten das Wohl der Menschen an die erste Stelle setzen, nicht die Ideologie.

Dieser Beitrag wurde von Antonios Nestoras verfasst.