Stillstand prägt den Zustand des Funkhauses Grünau. Ein Ende ist nicht abzusehen. Der Verein „Zukunft in Grünau“ setzt sich für einen radikalen Schritt ein.
Der Eigentümer, die Erste Hanseatische Projektmanagement GmbH (EHP) des Hamburger Investors Thomas J.C. Matzen, soll enteignet werden. Der Verein wirft Matzen Untätigkeit vor.
„Wir möchten den Besitzer dazu bewegen, etwas zu tun“, sagte Vereinsmitglied Gerhard Bechtoldt dieser Tage dem „Tagesspiegel“. „Ein Bebauungsplan des Areals in Treptow-Köpenick legt eine zwingende wassersportliche Nutzung fest, Wohnungsneubau ist nicht erlaubt. Der Eigentümer könnte sagen, dass ihm die Sanierung zu teuer ist oder er kein Konzept für die Nutzung hat“, so Bechtoldt. Stattdessen passiere nichts.
Hürden für Enteignung
Eine Enteignung ist allerdings eine langwierige und komplizierte Sache. Diese Erfahrung machte der Wahlkreisabgeordnete Robert Schaddach. Er gehört ebenfalls dem Verein an. Anfang vergangenen Jahres hatte der SPD-Politiker einen Antrag auf Enteignung des Eigentümers beim Bezirksamt Treptow-Köpenick eingereicht. Doch der Plan dürfte kaum aufgehen.
Laut dem Zeitungsbericht hat der Eigentümer das Gebäude vor zwei Jahren gegen den weiteren Verfall und unbefugtes Betreten gesichert. Auch jüngst seien alle Anforderungen zeitnah erledigt worden. Nach Auffassung des zuständigen Landesdenkmalamtes fehlt damit die rechtliche Grundlage für eine Enteignung. Eine weitere Überprüfung ist für diesen Monat geplant.
Verein drückt aufs Tempo
Derweil versucht sich der Verein an einer wohl nicht ganz ernstgemeinten „Überzeugungsarbeit“. Kürzlich lud er Matzen ein, Mitglied zu werden. „Allen Beteiligten ist durchaus klar, dass Ihre Mitwirkung als Denkmal-Eigentümer beziehungsweise Denkmalverwalter die Neuentwicklung unserer Denkmalimmobilie Funkhaus Grünau elementar beschleunigen kann“, schrieb der Verein in einer Mail.
Der Verein „Zukunft in Grünau“ setzt sich unter anderem dafür ein. „gemeinwirtschaftliche und städtebauliche Fehlentwicklungen zu korrigieren und Voraussetzungen zu schaffen für eine wirtschaftliche und qualitative Erholung der Region“.
Attraktive Lage
Das Funkhaus Grünau ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex an der Regattastraße. Das Gebäude aus den späten 1920er-Jahren war zunächst Sitz eines Wassersportclubs. Von 1947 bis 1956 diente es dem staatlichen Rundfunk der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR als Funkhaus. Daher auch der Name. Das Gebäude wurde im Stil des Postexpressionismus gebaut.
Nach dem Mauerfall im November 1989 blieb zunächst der Nachfolge-Fernsehsender ARD der Eigentümer. Später ging das ehemalige Funkhaus an das Neuköllner Bildungswerk. Bald machte die Einrichtung Schlagzeilen, weil sie im September 2007 Insolvenz anmelden musste. Nachdem das Bildungswerk ausgezogen war, verfiel das auf dem attraktiven und rund 7.500 Quadratmeter große Wassergrundstück stehende geschichtsträchtige Gebäude zusehends. Weitere Informationen finden Interessiere im Internet.
Text: nm