Wohnen, Arbeiten und Service an einem Ort: das Quartier
Wohnen, Arbeiten und Service an einem Ort: das Quartier "Marienhöfe" nahe dem Schöneberger Südgelände. Visualisierung: colignon architektur

Zuletzt hatten bedrohte Eidechsen für Probleme gesorgt: Nun hat das neue Quartier „Marienhöfe“ in Tempelhof auch dieses Hindernis überwunden.

Nach einer Einigung auf Senatsebene steht dem Baustart für den neuen Kiez mit rund 840 Wohnungen nichts mehr im Wege.

„Der zügige Beginn der Arbeiten war gefährdet, weil nach der erfolgreichen Umsiedlung vor Ort ansässiger Zauneidechsen in ein Ersatzhabitat im Land Brandenburg im Herbst letzten Jahres weitere Tiere der Population auf dem Grundstück gefunden wurden“, heißt es aus der Senatsverwaltung für Bauen, Stadtentwicklung und Wohnen.

Und weiter: „Dadurch befürchtete Verzögerungen der Baufertigstellung und Verluste der bereits bewilligten Fördermittel konnten durch eine intensive Abstimmung zwischen den beteiligten Verwaltungen abgewendet werden – die Tiere wurden auf eine Fläche im Umfeld des bereits bestehenden Ersatzhabitats umgesiedelt.“ Erste Bauvorbereitungen für das Quartier sind im zweiten Quartal dieses Jahres geplant.

„Innovatives Quartier mit günstigen Mieten“

Dazu Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD: „Erneut hat die Senatskommission gezeigt, dass sie konstruktiv Hindernisse für den Wohnungsbau beseitigt. In Tempelhof kann so ein neues, innovatives Stadtquartier mit bezahlbaren Mieten, sozialer Mischung und Kleingewerbe realisiert werden.“ Im Quartier „Marienhöfe“ werde die Idee der „Stadt der kurzen Wege“ umgesetzt.

An der Ecke Attila-/Röblingstraße in Tempelhof plant ein privater Eigentümer den Bau von circa 840 Wohnungen, davon 260 gefördert, eine Modulare Unterkunft für Geflüchtete (MUF) mit rund 300 Plätzen sowie eine Kita mit etwa 75 Plätzen. Hinzu kommt eine Unterkunft für Senioren sowie gewerblich genutzte Flächen auf circa 90.000 Quadratmetern Dazu zählen ein Handwerkerhaus für kleine und mittelständische Unternehmen, ein Supermarkt und Hotel sowie Gastronomie und Büros.

Das nahezu autofreie Quartier „Marienhöhe“ in der Nähe des Naturparks Südgelände soll bis zum März 2026 fertiggestellt werden, heißt es aus der Senatsverwaltung.

Anwohner befürchten Verkehrschaos

Doch nicht nur Eidechsen machten dem Vorhaben auf dem ehemaligen Güterbahnhof Mariendorf bislang Schwierigkeiten. Durch den Bevölkerungszuwachs befürchten Anwohner, die sich in der Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben, ein Verkehrschaos. Auch die benachbarte Parkanlage Marienhöhe bereitet ihnen Sorgen. „Für den Bau der Tiefgaragen muss das Grundwasser abgesenkt werden“, so ein Vertreter der Gruppe gegenüber der Zeitung „B.Z.“. „Unserer Marienhöhe droht die Austrocknung.“

Den Bebauungsplan für den Neubau-Kiez hatte die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg im verhangenen Jahr gebilligt. Anwohner hatten sich bei der Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan engagiert. Nicht alle Anmerkungen seien vom Bezirksamt beantwortet worden. Sie fühlen sich hintergangen.

Laut Baugesetzbuch müssen Eingriffe in Natur und Landschaft, etwa durch Wohnungsbau, möglichst geringgehalten und ausgeglichen werden, heißt es aus der Senatsverwaltung. Wo die entsprechenden Ausgleichsflächen für das Quartier „Marienhöfe“ geschaffen werden sollen, ist bislang nicht bekannt.

Text: Nils Michaelis