November 2022; Bausenator Andreas Geisel verlässt eine Senatssitzung im Roten Rathaus. Bild: IMAGO/Emmanuele Contini
November 2022; Bausenator Andreas Geisel verlässt eine Senatssitzung im Roten Rathaus. Bild: IMAGO/Emmanuele Contini

Nach der Wahlschlappe der SPD scheint sich die politische Karriere von Bausenator Andreas Geisel dem Ende zu nähern.

Die SPD lotet mit Grünen, Linken und CDU die Möglichkeit einer gemeinsamem Regierungsbildung aus. Ein prominenter Sozialdemokrat fehlt auf den Bildern der Sondierungsrunden: Bausenator Andreas Geisel. Und das hat Gründe.

Es gab Zeiten, da galt Andreas Geisel als möglicher Nachfolger des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Als Senatspolitiker ist Müller seit Ende 2021 Geschichte. Das könnte in Kürze auch für Geisel gelten.

Verantwortung von sich gewiesen

Laut Berichten von „Tagesspiegel“ und „Berliner Morgenpost“ herrscht in der SPD großer Frust über den prominenten Genossen. Das liegt an seinem kaltschnäuzigen Auftreten als damaliger Innensenator nach der Pannenwahl vom 2021. Damals wies der 56-Jährige jegliche Verantwortung für die zahllosen Unregelmäßigkeiten von sich. Mit einem Rücktritt wäre niemandem gedient, erklärte er später.

Ähnlich ließ sich die Regierende Bürgermeisterin Giffey (SPD) vernehmen. Da hatte sie Geisel bereits von der Innenverwaltung in die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen abgeschoben.

Die Konsequenz aus den Wahlpannen, also die Wahlwiederholung vom 12. Februar, brachte das Fass offenbar zum Überlaufen. Viele junge SPD-Abgeordnete schieden nach nur gut einem Jahr wieder aus dem Abgeordnetenhaus aus. Auch der politisch angezählte Geisel holte kein Direktmandat, zog dank eines sicheren Listenplatzes aber dennoch wieder in das Landesparlament ein. So etwas sorgt für Unmut.

Belastetes Verhältnis

Geisels Verhältnis zu Grünen und Linken gilt schon länger als belastet. Das hat auch mit Geisels Amtsführung als Bausenator und seinem Umgang mit dem „Volksentscheid Deutsche Wohnen“ zu tun. Viele werfen ihm vor, bei dem Thema nach Kräften auf die Bremse zu treten. Das dürfte dazu beigetragen haben, dass sich Grüne und Linke gegen eine Zukunft Geisels im neuen Senat ausgesprochen haben, wie nun berichtet wird.

Geisel selbst hält sich derzeit bedeckt. Auf seinen bis zur Wahl rege gepflegten Social-Media-Kanälen herrscht seit der Wahlwiederholung Funkstille. Wer eins und eins zusammenzählt, kommt zu dem Ergebnis: Das schmeckt nach Abschied.

Text: Nils Michaelis