Die Autobahn 103 wurde während der Blütezeit des Prinzips der "autogerechten Stadt" gebaut.

Der rot-grün-rote Senat will die Stadtautobahnen 103 und 104 zurückbauen. Das sorgt nicht überall für Begeisterung.

Wichtige Verkehrsachse oder lästige Schneise durch Wohngebiete? An der Autobahn 103 scheiden sich seit der Eröffnung im Jahr 1968 die Geister. Die Landesregierung will die 3,7 Kilometer lange Verbindung vom Kreuz Schöneberg bis zur Schloßstraße in Steglitz schrittweise zurückbauen. Auch die von Schmargendorf nach Steglitz führende Autobahn 104 soll weichen. Darauf hat sich der rot-grün-rote Senat verständigt.

Für Tobias Nöfer sind die Straßen und Brücken der beiden Autobahnen „Relikte der 70er-Jahre“. Der Architekt ist Vorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg. Auf Einladung der SPD war er an den Koalitionsverhandlungen beteiligt.

Park an der Schloßstraße

Nöfer will die Chance nutzen und einen „gerechten Ausgleich zwischen den Verkehrsmitteln“ schaffen, berichtet rbb24. Dazu will er die A 103 zu einer Stadtstraße umbauen, die sich besser ins Stadtbild einfügt als die Autobahn. Dadurch würde Platz frei, den man für Grünflächen, Radwege, oder Häuser nutzen könnte. An der Schloßstraße könne sich Nöfer einen Park vorstellen.

„Ein Rückbau der Autobahnen würde mit einer großen Aufwertung der städtischen Umgebung einhergehen“, sagt Maren Schellenberg, Bezirksbürgermeisterin von Steglit-Zehlendorf der „tageszeitung“ (taz). „Beide Autobahnabschnitte teilen Wohngebiete. Ihr Abbau könne Wohn- und Aufenthaltsqualität stark verbessern“, so die Grünen-Politikerin.

Geringe Auslastung

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Tempelhof-Schöneberg stimmte am 2019 mehrheitlich für einen Rückbau der A 103. Die sechsspurige Straße könnte demnach zu einer vierspurigen werden. Der Vorstoß wurd unter anderem mit der geringen Auslastung begründet.
 
Im gleichen Jahr beschloss die jahrzehntelang von der CDU dominierte BVV von Steglitz-Zehlendorf, dass die Autobahn 103 bis auf Weiteres eine Autobahn bleiben soll. Seit der BVV-Wahl im September gibt dort allerdings die Zählgemeinschaft von Grünen, SPD und FDP den Ton an.

Verkehrschaos befürchtet

Die CDU lehnt einen Rückbau der A 103 weiterhin ab. Sie befürchtet ein Verkehrschaos. Oliver Friederici, Abgeordneter aus Steglitz-Zehlendorf und verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnezenhaus, gegenüber der „taz“: „Das jetzige Straßenprofil ist gerade ausreichend, es gibt täglich Stau.“ Man solle die Autobahn nicht abreißen, sondern bloß „einhausen“.
 
Die A 103 entstand als Teilstück der ab den 60er-Jahren geplanten „Westtangente“ in Richtung Tiergarten, die allerdings nie vollendet wurde. In den 90er-Jahren beendete der Berliner Senat die Planungen.

Text: Nils Michaelis, Bild: IMAGO/Frank Sorge