Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz an der Osdorfer Straße sollen rund 2.500 Wohnungen entstehen. Bild: IMAGO/Joko
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz an der Osdorfer Straße sollen rund 2.500 Wohnungen entstehen. Bild: IMAGO/Joko

Für das Neubauprojekt auf dem Parks-Range-Gelände in Lichterfelde Süd werden 889 Bäume gefällt.

Das künftige Quartier namens „Neulichterfelde“ wird von den Investoren auch im ökologischen Sinne als Vorzeigeprojekt vermarktet. Die Groth Gruppe spricht von einer „Lebenswelt für circa 6.000 Menschen, die mit- statt nebeneinander leben und arbeiten und sich als Teil eines großen Ganzen sehen, in dem Umwelt, Klima und natürliche Ressourcen höchste Wertschätzung erfahren“.

Bevor im Süden von Lichterfelde die Bagger für rund 2.500 Wohnungen und Gewerbegebäude rollen, steht hingegen ein massiver Kahlschlag am Baumbestand an. „Mit der Umsetzung des Bebauungsplans ergibt sich ein Verlust von 889 Bäumen“, heißt es in der Antwort des Bezirksamtes Steglitz auf eine Anfrage der Linksfraktion. 831 Bäume fallen demnach unter die Baumschutzverordnung.

Das Pikante daran: Der Verlust an Grün wird wohl nur zum Teil auf der betroffenen, rund 96 Hektar großen Fläche ausgeglichen, wie besagte Antwort nahelegt. All das passt so gar nicht zu dem Öko-Anstrich des Projektes.

1.548 neue Bäume

Die Höhe der erforderlichen Ersatzpflanzungen liegt laut Bezirksamt bei 1.548 Bäumen. Dieser Wert sei aber nur eine Orientierung. Der zu leistende Ersatz ergebe sich aus den berechneten notwendigen Ersatzpflanzungen. Die konkrete Anzahl der Ersatzpflanzungen werde wiederum durch die Qualität, also zum Beispiel durch die Stammumfänge der zu pflanzenden Bäume beeinflusst.

„Im Bebauungsplan ist die Pflanzung von 600 Bäumen festgesetzt“, so Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD) in der Antwort. Hinzu kommen circa 430 zu pflanzende Straßenbäume, von denen auf Grundlage des Grünmasterplans ausgegangen werden kann. „In Summe werden über 1.000 Bäume im Neubaugebiet gepflanzt.“

Diese Ersatzpflanzungen seien gemäß Baumschutzverordnung grundsätzlich auf dem gleichen Grundstück vorzunehmen. „Ist dies standortbedingt nicht möglich, kann entweder eine Ausgleichsabgabe gezahlt werden oder können im Einvernehmen mit der zuständigen Behörde die Ersatzpflanzungen auch auf öffentlichen Flächen vorgenommen werden.“

Suche nach Baumstandorten

Deswegen suche der Bezirk bereits nach Baumstandorten im Bereich zwischen
Ostpreußendamm, Schwatlostraße, Hildburghauser Straße, Schütte-Lanz-Straße und Jenbacher Weg bis zur Landesgrenze.

Die Linksfraktion sieht das Vorhaben in direkter Nachrbarschaft der Thermometersiedlung auch jenseits ökologoscher Aspekte kritisch. „Die aktuelle Planung für das Neubaugebiet in Lichterfelde Süd ist sozial unausgewogen und geht am Bedarf an Wohnraum, den sich alle leisten können, vorbei“, heißt es in einem Schreiben der Fraktion. „Einerseits wird die Anzahl an Einfamilienhäusern erhöht, die Anzahl der preisgebundenen Wohnungen hingegen bleibt weiter niedrig.“

Auch der vorgesehene, durch Bahnverkehr stark lärmbelastete Standort für die geplante Grundschule im Neubaugebiet sei ein Skandal. Um auf Änderungen hinzuwirken, kündigt die Linksfraktion mehrere Anträge in der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 14 September an.

Baustart im Jahr 2023

Bis zum 16. September wird der Bebauungsplan für „Neulichterfelde“ im Bezirksamt öffentlich ausgelegt. Danach werden die Eingaben abgewogen und es folgen letzte Verfahrensschritte, etwa die Rechtsprüfung durch die Senatsverwaltung. Zum Schluss muss der Bebauungsplan von der BVV beschlossen werden.

Die Groth-Gruppe rechnet damit, dass die Voraussetzungen für den Beschluss Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres vorliegen, sodass im neuen Jahr die Baugenehmigungen für den ersten Bauabschnitt beantragt werden kann. Die ersten Häuser sollen am S-Bahnhof Lichterfelde Süd entstehen.

Text: Nils Michaelis