Ollenhauerstraße Kurt-Schumacher-Platz. IMAGO/Jürgen Ritter
Mit einem Kiezblock wollen Anwohner dafür sorgen, dass die Blechlawinen von den Wohnstraßen auf Magistralen wie die Ollenhauerstraße geleitet werden.

Im Auguste-Viktoria-Kiez wollen Anwohner einen Kiezblock auf den Weg bringen. Dadurch sollen die Wohnstraßen zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Eichborndamm vom Verkehr entlastet werden

Blechlawinen und Lärm prägen die Hauptverkehrsstraßen nördlich vom Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf. Doch nicht nur Scharnweberstraße, Eichborndamm, Ollenhauerstraße und Waldstraße ächzen unter der Belastung. Auch die Wohnstraßen zwischen diesen Magistralen werden zunehmend in Leidenschaft gezogen.

Das will eine Gruppe von Anwohnern ändern. Sie setzt sich dafür ein, einen sogenannten Kiezblock im Auguste-Viktoria-Kiez einzurichten. Darunter ist ein Wohngebiet ohne Kfz-Durchgangsverkehr zu verstehen. Maßnahmen wie Durchfahrtssperren, Einbahnstraßen oder Tempolimits sollen verhindern, dass Autofahrer einen Kiez nur als Abkürzung nutzen. Stattdessen wird der reine Durchgangsverkehr auf die Hauptstraßen geleitet.

Aktivisten wollen Nachbarn ins Boot holen

Die Aktivisten haben beschlossen, unter ihren Nachbarn für die Idee eines „Kiezblock AVA“ zu werben und für Oktober zu einem Folgetermin einzuladen. Das Ziel sei, für die Umsetzung der von Anwohnern erstellten Pläne für einen „Kiezblock AVA“ einen Einwohnerantrag an den Bezirk zu stellen, teilt das Quartiersmanagement Auguste-Viktoria-Allee mit.  Nötig wären dafür 1.000 Unterschriften, unterschriftsberechtigt sind alle volljährigen Einwohner des Bezirks Reinickendorf.

Zufrieden und entschlossen: die Teilnehmer des Workshops zur Einrichtung eines Kiezblocks im Auguste-Viktoria-Kiez. Bild: VCD Nordost

Entstanden ist die Idee im Rahmen eines Workshops, den der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement Auguste-Viktoria-Allee und dem Jugendclub Quäx veranstaltet hat. Dabei entwickelten die Anwohner Ideen und zeichneten sie auf den Karten ein. Das Ergebnis: Mit drei kleinen baulichen Maßnahmen, konkret zwei Diagonalsperren und einem Modalfilter, sowie der Anordnung von Einbahnstraßen in der Kienhorst- und Schillingstraße könnte der gesamte Durchgangsverkehr im Wohngebiet wirksam verhindert werden.

Zentraler Kiezplatz steht auf der Wunschliste

Die Anwohner wünschen sich darüber hinaus, den kurzen Abschnitt der Auguste-Viktoria-Allee zwischen Am Mellerbogen und Schillingstraße zu einem zentralen Kiezplatz umzugestalten, der für Kfz-Verkehr vollständig gesperrt wäre.

In Reinickendorf, dem Berliner Bezirk mit der höchsten Autodichte, gibt es bislang keine Kiezblocks. Seit einiger Zeit ist eine Gruppe in Hermsdorf aktiv,  die sich für eine Verkehrsberuhigung im Waldseeviertel mittels Kiezblock einsetzt. Dort wurden bereits ein Antrag formuliert und eine Unterschriftensammlung gestartet. Außer in Spandau gibt es Initiativen für Kiezblocks in allen Berliner Bezirken. Mit 13 solcher Gruppen liegt Friedrichshain-Kreuzberg vorne, teilt der Verein Changing Cities mit.

Text: Nils Michaelis, Bild: IMAGO/Jürgen Ritter