Stadtplanung: Viele offene Fragen der Anwohner zu dem geplanten Neubau an der Charlottenburger Straße.

Große Verunsicherung rund um den Pistoriusplatz. Ratlos stehen die Anwohner vor einem Bauzaun, der um den südlichen Teil des Platzes gezogen wurde. Hier ist der Neubau von 46 Wohnungen, die sich über vier bis fünf Etagen um einen begrünten Innenhof erstrecken, geplant. 175 Menschen werden hier ein neues Zuhause finden. Um die vielen offenen Fragen zu diesem Neubauprojekt zu beantworten, hatten die Abgeordnete Dr. Clara West (SPD), der Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (B‘90/Grüne) und der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), Roland Schröder (SPD), zu einer Informationsveranstaltung in das Freizeithaus Weißensee eingeladen. Auch Martin Fiebig, ein Vertreter der Baugruppe Pistoriusplatz, stellte sich den Fragen der 60 anwesenden Bürger.

Knapper Wohnraum

Viele Anwohner kritisierten, dass sie nicht informiert und in keiner Weise in die Planungen miteinbezogen wurden. Zudem wird der Wohnraum in Weißensee immer knapper und es würden statt Mietwohnungen immer mehr Eigentumswohnungen gebaut. Zudem seien die Mieten durch Luxussanierungen der Wohnungen extrem gestiegen. Die Angst, eine ähnliche Situation wie in Prenzlauer Berg zu erleben, wächst unter den Anwohnern. Dort wurden bereits viele Menschen durch die explosionsartigen Mietsteigerungen vertrieben. Genau aus diesem Grund haben sich unter anderem Familien aus Prenzlauer Berg zur Baugruppe Pistoriusplatz zusammengeschlossen, um hier an der Charlottenburger Straße bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Baugruppen-Mitglieder betonen ausdrücklich, dass sie keine Investoren seien, die Wohnungen als Spekulationsobjekte betrachten. Sie planen kein gesichtsloses Immobilienprojekt, sondern wollen sich stattdessen in ein harmonisches, nachbarschaftliches Zusammenleben einbringen.

Demnächst Brunch

„Wir wohnen jetzt seit vielen Jahren hier, wenn uns nun ein vier- bis fünfstöckiges Haus vor die Nase gesetzt wird, haben wir in unseren alten Häusern nur noch Hinterhofcharakter“, befürchtet eine Anwohnerin. Dieses Argument versucht die Baugruppe zu entkräften: „Unser Anliegen war es von Anfang an, dass sich der Neubau in das bauliche Umfeld des Pistoriusplatzes einfügt.“ Ein großer Kritikpunkt ist auch die zukünftige Parkplatzsituation. Von den bisherigen 360 Stellplätzen sollen mindestens 200 wegfallen. Dafür werden bereits im nördlichen Teil des Pistoriusplatzes neue Markierungen angebracht. Es gibt auch Vorschläge, den restlichen Pistoriusplatz in eine Grünfläche mit Kinderspielplatz zu verwandeln. Die Verantwortlichen wollen ein Zeichen für eine gute Atmosphäre unter den Nachbarn setzen und laden deshalb am 29. Mai zu einem Brunch ins Freizeithaus Weißensee ein. Dort sollen weitere Informationen ausgetauscht werden und die Anwohner die Möglichkeit bekommen, ihre neuen Nachbarn besser kennenzulernen.

Samantha Redmer / Bild: Architektur Kaden-Klingbeil/www.thethird.de