Wirtschaft: Anwohner kritisieren Ausbau des Gewerbegebiets Heinersdorf als „schlechten Deal“.

Vordergründig geht es nur um eine Straße. Fünf Millionen Euro soll sie kosten und das Gewerbegebiet Blankenburger Straße erschließen. Für die in der „Zukunftswerkstatt Heinersdorf“ organisierten Anwohner aber geht es um viel mehr: Sie sorgen sich um „einen organischen städtebaulichen Übergang“ zu Quartieren, wenn einmal 5.000 Wohnungen am Blankenburger Pflasterweg entstehen. Angesichts des schon heute in Heinersdorf drohenden Verkehrsinfarkts mahnen sie eine „passende Folgenabschätzung“ an, wenn zusätzliche Autos ins Gewerbegebiet rollen. Drittens fragen die Anwohner, ob die zu 90 Prozent mit Fördermitteln zu bauende Straße nicht schon bald wieder verändert werden muss?

Klagen erwartet

Obwohl Daniel Becker, Vorstand der Zukunftswerkstatt, die Bezirksverordneten eindringlich vor einem Schnellschuss warnte, fand sich schließlich eine Mehrheit für die Straße. Obwohl niemand die missliche Verkehrssituation in Heinersdorf bestritt, und obwohl nicht wenige damit rechnen, dass nun Klagen gegen die vorgenommene Interessen-Abwägung drohen. Projektentwickler Roland Eggert sieht das anders: „Hier ist ordentliche Arbeit geleistet worden.“ Gleichwohl will er Zweifel ausräumen helfen, indem die Auswirkungen auf die Nachbarschaft „tiefer ergründet“ werden. Beide Eigentümer und er als Projektentwickler seien zur Mitwirkung bereit. Die Straßenbefürworter argumentierten, Pankow habe Nachbedarf an Gewerbeflächen. Die Linken setzten die Ergänzung durch, wonach sich Gewerbe nur ansiedeln dürfe, wenn Gutachten den daraus resultierenden Verkehr als verträglich erachten und das Bezirksamt die Verkehrswege im Umfeld erweitere. Roland Schröder (SPD), Vorsitzender im Stadtentwicklungsausschuss, überzeugt dies nicht: „Wir schaffen jetzt Baurecht, ohne Gewerbetreibende irgendwie zwingen zu können, ihren Verkehr zu minimieren. Wenn dann die Straßen im Umfeld ausgebaut werden müssen, werden wir zur Kasse gebeten.“

Schröder warnt vor einer weiteren Kostenfalle: „In den Förderbedingungen ist Einzelhandel ausdrücklich ausgeschlossen. Wenn jetzt von einem Fleischgroßhandel die Rede ist, laufen wir also Gefahr, später die Fördermittel zurückzahlen zu müssen.“

Hacilar wartet

Roland Eggert bestätigt, dass das am Westhafen ansässige türkische Familienunternehmen Hacilar in Heinersdorf einen Fleischgroßhandel und Zerlegebetrieb plant. Seit 2012 verfolge die Firma dieses Ziel. Anwohner fürchten einem „24-Stunden-Logistik“-Betrieb. Für die Zukunftswerkstatt steht damit fest: Das BVV-Votum ist „ein schlechter Deal, für den Bezirk, für die heutige und die zukünftige Bevölkerung, in Heinersdorf und darüber hinaus. Auch ein paar Nachbesserungen am Heinersdorfer Straßennetz für die Zwecke des Gewerbegebietes können darüber nicht hinwegtäuschen.“

Text+Bild: Michael Hielscher