Bauen: Ideen zur Neugestaltung des Ossietzkyplatzes jetzt öffentlich.
Lob für den Fleiß der Studenten, doch im Kern an den Wünschen der Anrainer vorbei. So urteilten die Niederschönhausener Bürger über erste Entwürfe zur Aufwertung des nahen Ossietzkyplatzes.
Bürger aktiv
Bereits 2013 hatte die Pankower BVV beschlossen, das heute vor allem als Parkplatz genutzte Areal „quartiersprägend“ zu entwickeln. Lange Zeit tat sich nichts. Weil dem Bezirksamt Geld und Personal zum Planen fehlten, ergriff im Vorjahr die Friedenskirchen-Gemeinde die Initiative und gewann angehende Landschaftsarchitekten der Beuth-Hochschule dafür, sich den Kopf über eine mögliche Neugestaltung zu zerbrechen. Diese sammelten zunächst Anregungen und Wünsche der Anwohner, um nun 21 Entwürfe der Öffentlichkeit vorzustellen. Im Mensa-Saal des Max-Delbrück-Gymnasiums wurden die Vorzüge der vermeintlich besten vier Konzepte erläutert und diskutiert. Ein „Belli Domique“ genannter Entwurf lässt sich vom Thema „Krieg und Frieden“ leiten. Schließlich erinnern Friedenskirche und Friedenseiche daran, dass dieser Platz bis 1948 Friedensplatz hieß. Zwei weitere Vorschläge greifen die Sichtachse zum Schloss Schönhausen auf und begreifen den Platz als deren Endpunkt. Allen drei Ideen gemeinsam ist die Dominanz einer mehr oder weniger aufwändigen Pflasterung. Nur der vierte Entwurf bietet mehr Grün als heute. Während den Drittsemester-Studenten die Aufgabe zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität auf dem Platz gestellt war, ist für Anwohner die Frage der künftigen Nutzung noch längst nicht entschieden. Denn auf bisher vorhandene Parkplätze könne im Ortskern schwerlich verzichtet werden, hieß es. Da eine unterirdische Lösung zu teuer sei und unerwünschte „Angsträume“ produziere, stellten Diskutanten die Sinnfrage: Wozu einen Platz kostspielig umbauen, der wegen seiner Nähe zur stark befahrenen Bundesstraße B 96a wohl nie zum Verweilen einladen wird? Zumal es in der Nähe genügend Parks gebe und der Bezirk bisher nicht mal Geld fand, die Sitzbank an der Friedenseiche zu reparieren. Jetzt aber werde großspurig über teure „Hochglanzpflasterung“ geredet, so die Kritik.
Meinung gefragt
Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (B90/Grüne) kündigte an, das Bezirksamt werde sofort mit der Planung und Kostenberechnung beginnen, sobald sich ein klares Bürgervotum für eine der Ideen herausstelle. Dazu werden seit dieser Woche 15 Entwürfe auf dem Ossietzkyplatz ausgestellt. In einer Box werden schriftliche Meinungen gesammelt. Dann können sich Niederschönhausener auch positionieren, ob sie einen Wochenmarkt dort oder lieber vor Rewe in der Waldstraße hätten. Kirchner zeigte sich für beides aufgeschlossen, weil es von Händlerseite in jedem Fall Interesse gebe.
Text und Bild: Michael Hielscher