Die Zahl der Schwarzkittel hat sich merklich erhöht.
Ob in Zehlendorf, Köpenick, Spandau oder Reinickendorf: In vielen waldnahen Gebieten am Berliner Stadtrand mehren sich Beschwerden über Schäden durch Wildschweine. Vorgärten werden durchwühlt, Mülleimer gekippt, Zäune und Hecken beschädigt – die Schadenssummen, die die Schwarzkittel in jedem Jahr verursachen, sind längt in den fünfstelligen Bereich pro Bezirk gewachsen. Tempelhof-Schöneberg schätzt den Schaden auf rund 40.000 Euro, Charlottenburg-Wilmersdorf meldet 10.000 Euro und Reinickendorf darf sich in Sachen Wildschweinschäden mit Kosten von 44.882 Euro als berlinweiter Spitzenreiter für das Jahr 2017 betrachten.
Neues Futterangebot
Insbesondere der vermehrte Maisanbau auf landwirtschaftlichen Flächen in den Brandenburger Umlandregionen sei für den Anstieg der Wildschweinzahlen in den südlichen Berliner Randbezirken verantwortlich, gibt die Senatsverwaltung für Umwelt Verkehr und Klimaschutz auf eine Abgeordnetenhaus-Anfrage der CDU-Politiker Danny Freymark und Stephan Schmidt an. Genaue Bestandszahlen der Wildschweinpopulationen in der Region kenne demnach aber niemand – die Untersuchungsmethoden seien dafür einfach zu kostenintensiv.
Zunehmende Populationen
Für Treptow-Köpenick werden laut dieser Senatsantwort sogar noch nicht einmal Schadenssummen festgehalten. Es habe hier, entgegen dem Trend, in allen übrigen relevanten Berliner Bezirken nur minimale Schäden in den öffentlichen Grünanlagen gegeben. Der Revierförster für den Tegeler See, Frank Mosch, bestätigte hingegen den hohen Stand der Zahl der Wildschweine zumindest im nördlichen Berlin. Und das im Bezirk Treptow-Köpenick die Zahl der Wildschweine traditionell hoch ist, belegen auch die jährlichen Abschusszahlen der Stadtjäger im Bezirk: Zwischen 300 und 400 Schwarzkittel werden im Bereich des Forstamtes Köpenick in jedem Jahr zur Strecke gebracht. Allein die Quote des Forstamtes Grunewald war mit 662 geschossenen Tieren im Jahr 2017 höher.
Maßnahmenpaket gefordert
Die Berliner CDU-Fraktion forderte nun im Abgeordnetenhaus eine weitere aktive Begrenzung der Zahl der Wildschweine in der Hauptstadt. Neben dem Fütterungsverbot der Tiere, einer weiteren Säuberung der für die Wildschweine zugänglichen Grünflächen, gehören laut Experten auch die Erhöhung der Abschussquoten dazu. Ein entsprechender Antrag wurde mit Stimmern der Regierungskoalition abgelehnt. Der Reinickendorfer Abgeordnete Stephan Schmidt reagierte auf diese Entscheidung mit Unverständnis. „Es mag für Politiker aus der Innenstadt unverständlich sein. Hier bei uns in den Außenbezirken kommt es aber immer wieder zu gefährlichen Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Ich hoffe, dass es doch noch zu entsprechenden Einsichten kommt“, so seine Hoffnung.
Ruhe bewahren
Tierexperten weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine akute Gefährdung nicht gegeben sei, solange man sich bei den Begegnungen mit den Wildtieren ruhig verhalte. Gerade Wildschweine seien an den Menschen gewöhnt und suchten teilweise sogar die Nähe zu deren Siedlungen. Trotzdem sei Vorsicht geboten und man solle immer auf Abstand bleiben.
Text: Stefan Bartylla, Bild: imago / Metodi Popow