Erlebnisse an der Wechselstelle auf der Bösebrücke.

Mathias Christiansen war 21 Jahre alt, als die Mauer fiel. Am 10. November war er, wie viele andere Berliner auch, auf der Bornholmer Straße unterwegs. Noch heute lebt er in Pankow.

Am Morgen des 10. November 1989, unmittelbar vor meinem ersten Besuch im Westteil der Stadt, konnte ich eine junge Ostberliner Mutter und ihre Tochter glücklich machen.

Es war in der Wechselstelle der DDR-Staatsbank am Grenzübergang Bornholmer Straße. Dort holte ich mir die von der Honecker-Regierung jedem Westreisenden „großzügig“ gewährten 15 Deutsche Mark ab, die 1:1 gegen Ostgeld getauscht werden durften. Vor mir am Schalter stand eine Frau mit Kind. Genau wie ich war auch sie offenbar gerade erst in den Besitz eines Visums für Westberlin gekommen und wollte nun Geld umtauschen.

Die Bankangestellte, welche bisher wohl ausschließlich Rentner bedient hatte, war mit der Situation völlig überfordert. Sie hatte keine Ahnung, ob mitreisende Kinder auch 15 Mark erhalten durften. Ich dachte nicht lange nach, sondern mischte mich dreist in das Gespräch ein und behauptete mit vollster Überzeugung, dass selbstverständlich auch Kinder ihr Westgeld zu bekommen hätten, „was denn sonst?“ Die Schalterangestellte glaubte mir, die Mutter strahlte und mit 2 mal 15 DM verließ sie glücklich die Wechselstelle. Ob sich die junge Frau von damals wohl heute noch an diese kleine Begebenheit erinnert?

Datum: 6. November 2019, Text und Bild: Mathias Christiansen