Es ist so weit! Die Naturwesen für das Jahr 2021 sind gewählt. Vogel, Schmetterling, Nutztier, Pilz oder Baum des Jahres – wer hat den Sieg eingefahren? Wir stellen in unserer neuen Serie jede Woche eines der Naturwesen des Jahres vor. Den Anfang macht das Rotkehlchen.
Mit 59.267 Stimmen hat der süße Piepmatz vor Rauchschwalbe und Kiebitz das Rennen um den Titel gemacht. Mehr als 455.000 Menschen beteiligten sich an der Wahl. Das Rotkehlchen trägt den Titel „Vogel des Jahres“ schon zum zweiten Mal. Bereits im Jahr 1992 flog es den Sieg ein.
Erstmals öffentlich
In diesem Jahr wurde es allerdings zum ersten Mal öffentlich gewählt. „Wir freuen uns über diese überwältigende Wahlbeteiligung. Da das Interesse an der heimischen Vogelwelt so groß ist, stellen wir auch in Zukunft den Vogel des Jahres öffentlich zur Wahl“, erklärt Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes (NABU). Ein Fachgremium des NABU wird zukünftig jedes Jahr fünf Kandidaten bestimmen, aus denen der Vogel des Jahres öffentlich gewählt wird. Bisher wurde die Benennung nur vom NABU und dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) durchgeführt.
Perlender Gesang
Das Rotkehlchen ist vermutlich Deutschlands beliebtester Singvogel. Wer im eigenen Garten das Beet umgräbt, der hat schnell ein Rotkehlchen an seiner Seite. Es sucht in der aufgeworfenen Erde nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten. Mit seiner orangefarbenen Brust ist der Vogel leicht zu erkennen. Der Gesang ist eine Abfolge hoher Töne, die in einer „perlenden“ Strophe enden. Das Grundprinzip ist einfach: Melancholie. Eine Strophe von 2,5 Sekunden beginnt normalerweise tief, strebt auf und endet wieder tief. Schon als Jungvögel beginnen die Rotkehlchen, andere Vögel zu imitieren. Meisen, Buchfink, Zilpzalp, Fitis, Goldammer und sogar der Überschlag der Mönchsgrasmücke klingen in dem kleinen Erdsänger mit. Hauptakteure bei diesen Konzerten sind natürlich die Männchen, um ihr Revier zu verteidigen oder Damen anzulocken. Aber auch das Weibchen kann singen. Es singt zwar sehr ähnlich wie das Männchen, aber leiser und seltener.
Einmalig unerschrocken
Das Rotkehlchen ist berühmt für seine in Europa einmalige Unerschrockenheit. Bis auf einen Meter gesellt es sich auch zu völlig fremden Menschen. Doch es ist vermutlich nicht der Mensch selbst, welcher die Aufmerksamkeit des großäugigen Vögleins erregt. Vielmehr hält es aktiv Ausschau nach großen Tieren, weil diese für gewöhnlich nicht nur viel Staub, sondern eben auch einige Insekten, Würmer und Schnecken aufwirbeln, die dann vertilgt werden können. In einem Bericht des NABU berichtet ein Rotkehlchen-Experte sogar davon, sich einmal ohne jedes Versteck einem Nestbau aus neun Metern, ein anderes Mal aus drei Metern Entfernung genähert zu haben. Das Rotkehlchen fühlt sich in Wäldern, Parks und Gärten zuhause. Auch offene Landschaften wie Felder bewohnen die Rotkehlchen, solange es Sträucher zum Brüten gibt.
Das Rotkehlchen hat im Wahlkampf mit dem Slogan „Mehr Gartenvielfalt“ für sich und vogelfreundliche Gärten geworben. In Deutschland leben 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaare, der Bestand ist derzeit nicht gefährdet.
Datum: 27. Mai 2021, Text: Sara Klinke, Bild: NABU/Winfried Rusch