Bündnis startet Online-Petition gegen die Vermüllung der Straßen.
Ob auf dem Alexanderplatz, in der Hasenheide oder vor Bahnhöfen: An Orten, wo viele Menschen zusammenkommen, landen haufenweise Zigarettenstummel auf dem Boden. Und das, obwohl im Stadtgebiet rund 23.000 Mülleimer mit separater Einwurfsöffnung für Kippen herumstehen, oft sogar in Sichtweite. Diese Nachlässigkeit bringt nicht nur viele Passanten, sondern auch die Behörden auf die Palme.
Wer seine Kippe einfach fallen lässt, riskiert ein Bußgeld. Im größten Bezirk Pankow kassieren Ordnungshüter dafür bis zu 100 Euro. In Charlottenburg-Wilmersdorf werden bis zu 30 Euro fällig. Die Zahl der Bußgeldverfahren bewegt sich allerdings im eher symbolischen Bereich. In Pankow wurden in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres gerade einmal 380 Euro eingenommen. In Charlottenburg-Wilmersdorf waren es 90 Euro. Offenbar fehlt es an Personal, die nachlässigen Raucher auf frischer Tat zu erwischen.
Stummel wiederverwenden
Eine Gruppe genervter Bürger geht nun einen anderen Weg. Sie hat eine Online-Petition auf den Weg gebracht, die einen Pfand auf Zigaretten und Zigarettenschachteln fordert. Vorgeschlagen wird, pro Zigarette einen Pfand von 20 Cent zu erheben. Das würde etwa vier Euro pro Schachtel ergeben. Jede Tabakverkaufsstelle sollte demnach die Kippen und Schachteln zurücknehmen. Überdies wird angeregt, an der Kasse Taschenaschenbecher als Transportmittel für die Überreste auszugeben. Zudem sei es möglich, Zigarettenstummel wiederzuverwerten.
Bis zum Wochenbeginn hatten rund 57.000 Unterstützer die Petition unterschrieben. Aktuell wird auf bundes- und EU-Ebene darüber diskutiert, die Hersteller von Zigaretten für die Umweltfolgekosten mit in die Pflicht zu nehmen. „Daher ist es gerade jetzt wichtig, Mittel in die richtigen Maßnahmen zu leiten“, so die Initiatoren der Petition. „Aufklärungskampagnen und mehr Mülleimer können die Umweltbelastung durch Kippen allenfalls etwas vermindern, ein Pfand aber kann sie nahezu beseitigen.“ Gefragt seien Regeln. die „ökologisches Fehlverhalten unattraktiv machen“.
Gewässer belastet
Laut einer Schätzung der Petitionsgruppe werden bundesweit rund 200 Millionen Zigaretten geraucht. „Der allergrößte Teil von ihnen landet danach auf Straßen, im Grün und früher oder später in unseren Gewässern.“ Auch der Senat sieht darin vielerlei Risiken: „Neben der Vermüllung der Stadt stellen weggeworfenen Filter auch eine Gesundheitsgefährdung dar.“ Da sie bis zu 50 Prozent des Teers aus dem Zigarettenrauch aufnehmen, seien sie mit giftigen und krebserzeugenden Substanzen in hoher Konzentration angereichert. Durch Regen können diese herausgewaschen werden und in die Gewässer der Stadt gelangen. Zudem würden Kinder mitunter gefundene Zigarettenstummel in den Mund, so der Senat in der Beantwortung einer Anfrage der FDP-Fraktion.
Datum: 16. August 2019. Text: Nils Michaelis.Bild: Getty Images Plus/iStock/Stefani Ecknig