Trotz der Lockerungen: Die Ungewissheit beim Schul- und Kitabetrieb belastet viele Familien.
Schulen zu und Kitas dicht: Kinder und Eltern haben die Corona-Einschränkungen in den vergangenen Wochen besonders deutlich zu spüren bekommen. Doch mittlerweile gibt es auch gute Nachrichten.
Zum Beispiel diese: Der Schulbetrieb wird langsam wieder hochgefahren. Sämtliche Schulklassen, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen, haben am Montag wieder mit dem Unterricht angefangen. In Berlin sind dies die Jahrgangsstufe 6 an den Grundschulen und Grundstufen der Gemeinschaftsschulen sowie die Jahrgangsstufen 9 und 12 an Integrierten Sekundar- sowie Gemeinschaftsschulen. Auch die Jahrgangsstufe 11 an Gymnasien wird seit dieser Woche wieder unterrichtet.
Am 11. Mai folgen die Schüler der Jahrgangsstufen 1 und 5 der Grundschulen und Primarstufen an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen. Das gilt auch für Kinder der Jahrgangsstufe 7. Der Senat verfolgt das Ziel, allen Schülern bis spätestens zum 29. Mai 2020 Präsenzunterricht in der Schule zu erteilen, allerdings mit reduzierter Stundenzahl.
Zarte Hoffnung
Unklar ist hingegen, wie es bei den Kitas und Krippen weitergeht. Allenfalls gibt es einen zarten Hoffnungsschimmer. Die Notbetreuung für Angehörige bestimmter Berufsgruppen wurde vor Kurzem ausgeweitet. Seitdem haben rund 44.000 Kinder einen Betreuungsanspruch, das entspricht einem Anteil von gut 26 Prozent. Zudem werden weiterhin Mädchen und Jungen aus instabilen familiären Verhältnissen betreut. Von manchen Kindertagesstätten wird berichtet, dass sie derzeit von rund 40 Prozent der vor Corona üblichen Zahl an Kindern besucht werden.
Der Senat arbeitet an einem Fahrplan, um noch vor August zum Normalbetrieb zurückzukehren. Die Betreuung in Kitas könnte laut dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) über kleinere Gruppen und zeitversetztes Betreuen in Gang kommen. Wie genau das passieren soll, ließ er offen. So bleibt unklar, ob das Gros der Kita- und Krippenkinder bis zur Schließzeit im Sommer eine Betreuungsstätte von innen sehen wird.
Immer mehr Fragen
Viele Familien wünschen sich Klarheit darüber, wie es für den Nachwuchs mittel- und langfristig weitergeht. Mit der Dauer der Ungewissheit wachsen die Sorgen und Fragen. Wann gehen die Kinder wieder zur Schule, die im laufenden Schuljahr keinen Abschluss machen? Wie lange ist für sie Homelearning tragbar, ohne den Lernerfolg zu gefährden? Wie sollen die Schulen angesichts des Lehrermangels den Betrieb gewährleisten, wenn Schüler in Zeiten von Corona nur noch in kleinen Gruppen unterrichtet werden? Welche Folgen hat es für all die Sechsjährigen, die nach dem Sommer eingeschult werden, obwohl sie seit Monaten nicht an den bildenden Inhalten der Kindertagesstätten teilhaben konnten? Ist es vertretbar, die Bildungschancen der Kinder dem Infektionsschutz unterzuordnen?
Von verschiedener Seite wird gewarnt, dass die Pandemie-Beschränkungen den Mangel an Bildungsgerechtigkeit in Deutschland verschärfen, indem von Eltern, zumal aus bildungsfernen Schichten, zumindest vorübergehend verlangt wird, in die Rolle von Hauslehrern zu schlüpfen. In Sonntagsreden wird gerne beschworen, dass Kinder unsere Zukunft seien. In der aktuellen Situation mehren sich Forderungen, diesen Satz mit Leben zu erfüllen.
Datum: 7. Mai 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: imago images/photothek