Zoo Berlin, 15.07.2015

Zoo und Tierpark Berlin leiden unter fehlenden Eintrittsgeldern. 

Vor den Gehegen des Berliner Zoos herrscht gähnende Leere. Auch der Tierpark und das Aquarium haben seit nun fast zwei Wochen geschlossen. „Manche Tiere vermissen die Besucher ein bisschen“, sagt Zoo-Sprecherin Philine Hachmeister. „Gerade die Affen beobachten ganz gerne Menschen.“ Auch andere Tiere wie Robben oder Papageie fänden es spannend, wer da so vorbeikommt. „Für sie ist das jetzt ein Stück weit langweilig.“ Weitaus schlimmer aber trifft die Coronakrise Zoo und Tierpark wirtschaftlich. Das finanzielle Polster reicht ohne Eintrittsgelder nicht ewig. In Zoo, Tierpark und Aquarium leben rund 30.000 Tiere. „Besucher sind unsere Haupteinnahmequelle“, sagt Philine Hachmeister der Deutschen Presse-Agentur.

Das Wirtschaftliche sei deshalb nun die größte Sorge und Herausforderung. „Alle bei uns sind angespannter, weil die Lage so ungewiss ist – vor allem, wie lange das jetzt noch so gehen soll“, ergänzt die Sprecherin. „Wir mussten für einen Teil unserer Belegschaft Kurzarbeit anmelden.“

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Tierische Frühlingsgefühle

Aber noch etwas tut vielen Mitarbeitern in der Seele weh. „Die Panda-Zwillinge sind zuckersüß“, sagt Hachmeister. „Jedes Mal denken wir: Das müssten die Besucher jetzt live sehen. Nicht, dass wir irgendwann wieder öffnen und dann sind die kleinen Pandas schon ganz groß.“ Zoo und Tierpark versuchen nun zumindest online, die Berliner am Alltag in den Gehegen teilhaben zu lassen. Und noch etwas Positives gibt es aus diesen zu vermelden: Im Vogelhaus etwa, so beobachten es Pfleger, sind die Tiere ohne Abwechslung durch Besucher jetzt viel mehr mit sich selbst beschäftigt. Im Frühling sei das aber auch wünschenswert, sagt Hachmeister mit einem Augenzwinkern. „Vielleicht gibt es nach der Coronakrise im Berliner Zoo einen großen Babyboom.“

Pandemie-Plan besteht

Auch Zoo und Tierpark haben einen Pandemie-Plan. „Wir können die Tierpfleger aber schlecht ins Homeoffice schicken“, so Hachmeister. Sie seien nun in jeweils zwei Teams eingeteilt und arbeiten wochenweise komplett getrennt voneinander. „Wir machen das, damit die Kontakte relativ überschaubar bleiben.“ Bisher sei es aber eine reine Vorsichtsmaßnahme. Schutzmasken, Kittel und Desinfektionsmittel für Tierpfleger gibt es nun nicht mehr allein routinemäßig bei den Panda-Zwillingen. „Bei den Menschenaffen machen wir das jetzt zum Beispiel auch“, sagt Sprecherin Hachmeister. „Der aktuelle wissenschaftliche Stand ist, dass dieses Virus nicht auf Tiere übertragen werden kann. Aber wir sind trotzdem vorsichtig.“

Viel Unterstützung aus der Bevölkerung

Gerührt habe das Zoo- und Tierparkmanagement, dass es aus der Bevölkerung bereits Unterstützungsangebote gebe. „Es erinnert ein bisschen an Kriegszeiten. Als die Berliner sich den Kohl vom Mund abgespart haben, um ihn dem Flusspferd zu geben“, berichtet sie. Auch die Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo hat eine Spendenaktion gestartet. „Der Verlust von Einnahmen stellt in dieser Situation eine riesige Herausforderung für Mensch und Tier dar“, so Thomas Ziolko, Vorsitzender des Vereins. „Jede Unterstützung ist auch eine Geste der Solidarität und ein wichtiger Beitrag zur Aufrechterhaltung der Arbeit.“ Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem ergänzt: „Die aktuelle Situation ohne jegliche Einnahmen stellt uns wirklich vor enorme Herausforderungen. Ich drücke uns allen die Daumen, dass wir diese schwierige Zeit bald überstanden haben“.

Datum: 1. April 2020, Text: Blz/kr, Bild: Zoo Berlin 2020