Das Restaurant Herz & Niere kocht für die Helden des Alltags

Berliner Restaurants nutzen ihre Kapazitäten und versorgen die Helden des Alltags mit warmen Mahlzeiten. 

Ein Anblick, wie man ihn dieser Tage oft sieht: Vor dem Restaurant „herz & niere“ in der Fichtelstraße weist ein Schild auf eingeschränkte Bewirtung hin. Wie viele andere Gastronomen versucht das Team, den Betrieb über die Pandemie hinaus zu retten. „Wir lieben unseren Beruf und derzeit nicht Gastgeber sein zu können, ist schwer“, erzählt Inhaber Michael Köhle. An Arbeit mangelt es jedoch nicht. Das Kreuzberger Restaurant ist Teil der Wohltätigkeitsorganisation „#kochenfürhelden”, die ein bundesweites Netzwerk engagierter Wirte umfasst und in Zeiten der Corona-Krise von Sternekoch Max Strohe und Ilona Scholl vom Restaurant „Tulus Lotrek“ ins Leben gerufen wurde.

Helden des Alltags unterstützen

Auch das „herz & niere“ ist von Anfang an dabei. „Wir haben nun eine Aufgabe. Und unsere Helden bekommen eine anständige Mahlzeit“, so Köhle. Mittlerweile hat die Aktion auch in anderen Städten Fuß gefasst. In Hamburg etwa beteiligt sich Fernseh- und Sternekoch Tim Mälzer an der Umsetzung. Ziel ist es, diejenigen mit kostenlosen Mahlzeiten zu unterstützen, die aktuell dafür sorgen, dass unser Leben weiterlaufen kann: die Helden des Alltags. Dazu zählen zum Beispiel Menschen in Funktionsberufen wie Ärzte und Pfleger in Krankenhäusern oder Mitarbeiter in Apotheken und Supermärkten. Gekocht wird, was eben gerade da sei.

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Gespendete Lebensmittel

Dabei sei es natürlich ein Unterschied, sechs Tage die Woche je 200 Portionen Lunch zu kochen statt wie sonst Menüs für maximal 30 Gäste. Die Bereitstellung der fertigen Mahlzeiten wird individuell vereinbart und entweder abgeholt oder geliefert – mit so wenig Kontakt wie eben möglich. Die Aktion läuft unentgeltlich und finanziert sich durch Spenden. „Die Lebensmittel werden von Großhändlern an uns gespendet und wir verarbeiten diese weiter“, erklärt Michael Köhle.

Kampf ums Überleben 

Lohn für ihre Arbeit bekommen er und seine Mitarbeiter also nicht. „Die Mitarbeiter werden aber dennoch von uns bezahlt. Es ist einfach ein riesiger Rattenschwanz, an dem wir gerade alle um unser wirtschaftliches Überleben kämpfen“, macht er seiner Sorge Luft. Die Soforthilfe durch die Regierung habe zwar geholfen, reiche aber längst nicht aus für Miete und andere laufenden Kosten. Durch den zusätzlichen Verkauf außer Haus sei es zwar möglich, Einnahmen zu generieren, „jedoch ist der Wareneinsatz und der Aufwand im Gegensatz zum Verkaufspreis eben sehr hoch“.

Krise überstehen

An „#kochenfürhelden“ kann jeder Gastronom teilnehmen. Das Kontakt-Formular gibt es online. Aufgrund der Bekanntheit sorge die Aktion dafür, dass es den Teilnehmern leichter fallen würde, unterstützenswerte Institutionen zu finden sowie an Sponsoring und Spenden für ihre Aktionen zu kommen, heißt es dort. Michael Köhle und sein Team hoffen darauf, die Corona-Krise zu überstehen und möglichst bald wieder Gastgeber für Besucher aus ganz Deutschland sein zu können. 

Datum: 27. April 2020, Text: Lisa Gratzke, Bild: imago images/Carsten Thesing