Tabea Tschierschke ist mit Leidenschaft Floristin geworde
Wer Rosen überreicht, will seine Liebe ausdrücken. Ein Strauß Vergissmeinnicht mahnt, dass man sich erinnern soll. Das ist – mehr oder weniger – Allgemeinwissen. Doch wenn Tabea Tschierschke über Blumen spricht, gerät man ins Staunen: Die Rose, erzählt sie, sei eine edle, stolze Hauptblume und verträgt sich schon deshalb nicht mit Lilien. Es gäbe Blumen und Pflanzen wie Jasmin und Einblatt, die das Glücksgefühl erhöhten. Andere würden helfen, besser zu schlafen. „Und Blumen bedeuten Anfang und Ende“, sagt sie. „Nach der Geburt werden Blumen verschenkt, und ein Gebinde liegt am Ende eines Lebens auf dem Grab.“
Verschiedene Jobs
Es ist nun keineswegs so, dass Tabea Tschierschke, die 1994 in Berlin geboren wurde, ein verklärtes Verhältnis zu diesen Naturgewächsen hat und schon als Kind Floristin werden wollte. Nach Abschluss der Schule hatte sie keine Ahnung, in welche Richtung es gehen sollte, und probierte sich in verschiedenen Jobs aus. Es war dann eine Mitarbeiterin des Arbeitsamts, die ihr den Berufsweg einer Floristin vorschlug.
„Ich hatte bis dahin nicht einmal gewusst, dass es das gibt“, sagt sie heute. Sie kannte damals nur die Verkäuferinnen bei den großen Supermarkt-Ketten oder in Kiosken, die Tulpen im Zehnerpack aus einer dicken Tüte ziehen, mit Papier einschlagen und das Geld dafür kassieren.
Schreckliche Kombination
Während eines Praktikums in einem Blumengeschäft entdeckte Tabea Tschierschke, dass ihr diese Arbeit liegt und begann eine Lehre. Bei der praktischen Ausbildung neben der Theorie begann sie zwar wieder zu zweifeln. Ende des zweiten Lehrjahres jedoch, so sagt sie, begann ihr die Sache Spaß zu machen.
Sie büffelte die lateinischen Namen der Blumen und Pflanzen. Sie lernte, wie man sie pflegt, schneidet und Blumen sowie Schaufenster dekoriert. Vor allem aber bekam sie in der Gestaltungslehre mit, welche Blumen miteinander harmonieren und welche sich nicht vertragen. „Rosen und Tulpen wären eine ziemlich schreckliche Kombination“, sagt sie.
Aparte Sträuße
Die Floristin liebt ihren Job, aber leicht war der Start ins Arbeitsleben nicht. Tabea Tschierschke geht offen und freundlich auf die Kunden zu. Ein „Durchschnittstyp“ ist sie jedoch nicht und mit ihrem doch etwas alternativen Aussehen kam nicht jeder ihrer Arbeitgeber zurecht. Seit gut einem halben Jahr arbeitet sie nun im „Grünschnabel“ in der Hufelandstraße.
Dort fühlt sie sich wohl und auch so akzeptiert, wie sie ist. Der „Grünschnabel“ ist keiner dieser Schnellkaufläden, wo Fertig-Sträuße auf die Kunden warten. Pflanzentöpfe stehen auf Regalen, aparte Sträuße säumen den Eingang und den Weg zum Ladentisch. In einem kleinen Nebenraum warten Rosen, Hortensienkugeln sowie Eukalyptuszweige, Margeriten- und Mimosenäste darauf, zu kleinen Kunstwerken zu werden, je nach Wunsch und Preisvorgabe des Kunden.
Datum: 30. August 2019 Text: Martina Doering Bild: Sabine Gudath
Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.