Corona
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Politiker, eine Initiative  und Wirtschaftsverbände streiten über den richtigen Weg gegen Infektionsrisiken.

Seit Monaten steht das öffentliche Leben in Deutschland wegen Corona still. Geschäfte, Kneipen, Restaurants, Kinos und Theater: alles dicht. Zahllose Existenzen stehen wegen der Pandemie-Beschränkungen auf dem Spiel. Ein ganz anderes Bild ergibt sich beim Blick auf die Teile der Wirtschaft, die nicht vom Lockdown betroffen sind. Man hat den Eindruck, dass die Corona-Gefahr vielerorts kaum eine Rolle spielt.

Nun gut, man hört von Maskenpflicht und Hygienekonzepten in der Industrie. Berichtet wird aber auch immer wieder von absoluter Verantwortungslosigkeit, etwa beim Online-Riesen Amazon. Und kommen in den Betriebsstätten nicht ohnehin viel zu viele Menschen zusammen? Ist es zu verantworten, dass Menschen in überfüllten Zügen und Bussen zur Arbeit fahren?

Initiative Zero Covid: Die bisherige Corona-Strategie ist gescheitert

Nicht nur, aber auch wegen der Negativbeispiele mehren sich nun Forderungen, den Lockdown auszuweiten. Das Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin sei bislang nicht ernst genug genommen worden, wird argumentiert. Einer der Wortführer ist Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Es müsse so schnell wie möglich komplett eine Pause geben, sagte der Linke-Politiker im MDR. Eine permanente Verlängerung von Einzelmaßnahmen, die aber insgesamt nicht zum Austrocknen des Virus führten, sei ein teurer und falscher Weg.

Ähnlich äußerte sich die Initiative Zero Covid. „Die Strategie, die Kurve flach zu halten, ist gescheitert“, sagt David Schrittesser, ein Sprecher der Initiative. „Maßnahmen können nicht erfolgreich sein, wenn sie nur auf die Freizeit konzentriert sind, aber die Arbeitszeit ausnehmen“, heißt es in einem Aufruf von Zero Covid. „Wir müssen die gesellschaftlich nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine kurze Zeit stilllegen. Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen müssen geschlossen und die Arbeitspflicht ausgesetzt werden.“

Die Wirtschaft warnt vor einem wachsenden Schuldenberg

Die Industrie warnt vor einem kompletten Herunterfahren der Wirtschaft in der Corona-Krise. Der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte, es gebe keine Evidenz dafür, dass in Industrieunternehmen Hotspots entstünden. Falls die Produktion in der Industrie etwa für vier Wochen ganz heruntergefahren würde, dauere es weitere vier Wochen, um sie wieder hochzufahren. Dies würde nicht ohne Folgen für das Wirtschaftswachstum bleiben.

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, sagte, es gebe keinen Grund, warum in der deutschen Automobilindustrie Werke geschlossen werden sollten. Die Betriebe hätten sehr hohe Arbeitsschutzstandards und detaillierte Hygienekonzepte. Eine laufende Produktion in der Industrie sichere die Einkommen vieler Menschen und sei Voraussetzung für die Finanzierung aller Aufgaben des Staates. Einschließlich der Abtragung der Staatsschulden, die sich durch Corona noch einmal erheblich erhöht hätten. 

Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.

Datum: 21. Januar 2021, Text: nm, Bild: imago images/Westend1961