Arbeitssenatorin legt Bericht „Gute Arbeit in Berlin“ vor / CDU beklagt Fachkräftemangel.
Berlin erlebt seit Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung mit kräftigem Beschäftigungszuwachs. Allerdings spiegelt sich diese positive Entwicklung nicht immer in der Qualität der entstandenen Jobs wider. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht „Gute Arbeit in Berlin“, den Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) jüngst vorgestellt hat. Der Titel ist mehr als Aufforderung zum Handeln denn als Zustandsbeschreibung zu verstehen.
Laut der Befragung sagen 42 Prozent der Berliner Beschäftigten, dass ihr Einkommen gar nicht oder gerade mal so ausreicht. „Das ist ein Signal an Arbeitgeber und Tarifpartner“, so Breitenbach. „Der Senat will mit der geplanten Erhöhung des Landesmindestlohns mit gutem Beispiel vorangehen.“ 55 Prozent der Befragten monieren Hetze und Zeitdruck am Arbeitsplatz. Breitenbach: „Hier ist mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz erforderlich. An guter Arbeit hängt nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten. Gute Arbeit trägt auch zur Fachkräftesicherung bei.“ Für die Datenerhebung wurden rund 1.000 Beschäftigte befragt.
Mehr Arbeitsschutz
Rückenwind erhält Breitenbach vom DGB. „Die Digitalisierung darf nicht nur zu einer immer stärkeren Leistungsverdichtung genutzt werden“, sagt der Vorsitzende des Bezirks Berlin-Brandenburg, Christian Hoßbach. „Die Hälfte der Berliner arbeitet häufig unter Zeitdruck und fühlt sich im Alltag buchstäblich gehetzt. An solche Zustandsbeschreibungen dürfen wir uns nicht gewöhnen, sie müssen als Weckruf verstanden werden. Von der Politik brauchen wir eine wirksame Anti-Stress-Offensive und einen modernisierten Arbeitsschutz.“
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) kommen naturgemäß zu einer anderen Einschätzung. „Angesichts immer größerer Fachkräfte-Engpässe kümmern sich die Unternehmen in Berlin intensiv um ihre Beschäftigten“, betont Geschäftsführer Alexander Schirp. „Weiterbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gesundheitsförderung stehen für die meisten Betriebe ganz oben. Es gibt keinen Grund, die Arbeitsbedingungen schlechter zu machen, als sie sind. Die Standards für den Arbeits- und den Gesundheitsschutz liegen hierzulande sehr hoch.“
Qualifizierte Schulabgänger
Jürn Schultze-Berndt, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus: „Die Voraussetzung dafür, Gute Arbeit zu finden und leisten zu können, ist eine fundierte schulische Ausbildung, die junge Menschen fit macht für die beruflichen Anforderungen. Wir brauchen qualifizierte Schulabgänger, damit wir eine ausreichend große Zahl von Fachkräften ausbilden können, die in den Unternehmen und im öffentlichen Dienst gebraucht werden.“ Der Fachkräftemangel führe schon heute in bestimmten Bereichen zu Arbeitsverdichtung und Stress.
Arbeiten in Berlin: Macht Sie das glücklich?
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Datum: 25. Januar 2019. Text: Nils Michaelis. Bild: Thinkstock/iStock/SIphotography