Der Steinmarder hält Berliner Hausbesitzer auf Trab.
Ein Wildtier ist ein schlaues Tier, wenn es in die Stadt geht. Anders als auf dem Lande werden einige Arten in der Stadt nicht bejagt, außerdem gibt es hier reichlich Nahrung. Was dem Tiere demnach paradiesisch vorkommen mag, kann den menschlichen Bewohner doch erheblich stören. In unserer Serie „Wildtiere in der Stadt“ wollen wir für das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier eine Lanze brechen. Denn das „Wildlife“ bringt neben dem einen oder anderen Ärgernis auch Freude, tierische Erkenntnisse und nicht selten gute Unterhaltung in die Stadt. Heute erzählen wir vom Steinmarder.
Nur zwölf Zentimeter hoch von der Schulter bis zur Ferse, dafür aber mit bis zu 50 Zentimetern erheblich lang (exklusive dem rund 25 Zentimeter langen, buschigen Schwanz). Die Rede ist vom Steinmarder, diesem kleinen possierlichen Tierchen, das zur Überfamilie der Hundeartigen gehört. Doch sind sie alles andere als niedlich, wenn sie Autokabel durchbeißen oder den Dachboden auseinandernehmen.
Hochflexible Tiere
Steinmarder leben im menschlichen Siedlungsraum zumeist unauffällig in Scheunen, Speichern, Ställen, Holzstapeln, Steinhaufen, Baumhöhlen und ähnlichen Strukturen mit guten Versteckmöglichkeiten. Den inzwischen geänderten Wirtschafts- und Bauweisen, baulichen Verdichtungen und der Zersiedelung großer Landschaftsbereiche passten sich die extrem vorsichtigen und lernfähigen Tiere hervorragend an. Wissenschaftler attestieren den Tieren eine hohe Flexibilität bei der Quartier- und Nahrungssuche. Auch Großstädte wie Berlin sind flächendeckend von Steinmardern besiedelt. Hier nutzen sie Hohlräume in Gebäuden wie Schuppen, Garagen, Carports, Lauben und Wohnhäuser als Tagesverstecke und zur Jungenaufzucht. Während die Reviere in der Feldflur etwa 100 Hektar groß sind, reichen den Tieren in nahrungs- und strukturreichen Siedlungen bereits Flächen von etwa 30 bis 40 Hektar zum Überleben.
Dächer sichern
Steinmarder sind scheue, heimliche Tiere und werden vom Menschen eigentlich als Jäger von Mäusen und Ratten geschätzt. Bei Autobesitzern oder als „Poltergeister“ auf Dachböden sorgen sie jedoch gelegentlich für Probleme. Sie zerbeißen Schläuche und Kabel, zerfetzen Dämmmaterial und rauben den Bewohnern den Schlaf. „Marderprobleme“ im Haus sind also meist „Dachprobleme“. Besonders ausgebaute Dachgeschosse haben häufig ungestörte, oft auch für Menschen unzugängliche Hohlräume, die Steinmarder gern nutzen. Gibt es im Dach undichte Stellen oder lose Ziegel, dringen die Tiere in dahinter liegende Hohlräume ein. Einstiegslöcher ab einem Durchmesser von 4,5 bei Weibchen und fünf Zentimetern bei Männchen reichen den Tieren aus, um ins Dach zu gelangen. Dann ist es nicht einfach, ihn wieder loszuwerden. Eine Dachreparatur ist unabdingbar und sollte möglichst zügig, solide und durch erfahrene Dachdecker erfolgen. Hilfreich ist es, genau zu wissen, wo sich der Einstieg der Marder befindet. Mindestens diese Öffnung muss solide verschlossen werden. In der Regel gehen die Tiere abends auf Nahrungssuche und kehren in den frühen Morgenstunden zurück. Erst wenn sicher ist, dass die Marder das Gebäude verlassen haben, kann die Reparatur vorgenommen werden. Für den Fall, dass sich doch noch ein Marder im Gebäude befindet, sollte ein Notausgang eingerichtet werden
Fallen aufstellen ist verboten
Vergrämen – etwa durch Duftstoffe, Geräusche oder Ultraschall – lassen sich Marder nicht. Das Aufstellen von Fallen ist in Berlin grundsätzlich verboten. Es gilt also: Häuser sollten von vornherein mit marderdichten Dächern ausgestattet sein. Ratsuchende und Interessierte können sich an die Wildtierberatung des NABU wenden. Diese ist per E-Mail sowie montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr telefonisch erreichbar.
Datum: 22. Dezember 2019, Text: Sara Klinke, Bild: Getty Images Plus/iStock/svehlik