Corona-Frust
Bored girl checking mobile phone at home

Experten warnen vor den psychischen Folgen des Dauer-Ausnahmezustands.

Je länger der Corona-Ausnahmezustand andauert, desto lauter werden Stimmen, die vor den psychischen Folgen von Kontaktbeschränkungen, Hygieneregeln und anderen Begleiterscheinungen der Pandemie warnen. Zum Beispiel beim Thema Suchtmittel. Bundesweit stellen Suchtexperten eine teils dramatische Zunahme des Alkohol- und Drogenmissbrauchs fest.

Die zweite Infektionswelle droht die Probleme zu verschärfen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Krankenkasse Pronova hervor, für die rund 150 Psychiater und Psychotherapeuten online befragt wurden. Darüber berichtet der „Tagesspiegel“.

Dem Bericht zufolge verzeichnen sechs von zehn Fachärzten einen erhöhten Alkoholkonsum ihrer Patienten, jeder Dritte stellt eine Zunahme des Missbrauchs von Medikamenten und illegalen Drogen wie Cannabis oder Kokain fest. Menschen, die schon vor Corona ein Suchtproblem hatten, seien doppelt gefährdet. Der Grund: In der Krise hat ihr soziales Netz Risse bekommen. Zum Beispiel würden sich viele Selbsthilfegruppen nicht mehr regelmäßig treffen.

Mangel an Sinneseindrücken

Suchtkrankheiten sind aber nur ein Aspekt, an dem sich die Auswirkungen der verordneten Untätigkeit und des Mangels an Sinneseindrücken ablesen lässt. Die Corona-Krise macht die Menschen in Deutschland offenbar auch träger. Nur knapp jeder Dritte (32 Prozent) stimmt laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov der Aussage zu, zu Hause motivierter zu sein, Sport zu treiben.

Viele ehedem bewegungsfreudige Menschen scheinen diese Option angesichts geschlossener Fitnessstudios und Sporthallen wenig attraktiv zu finden. Über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) sagt: Ich bin zu Hause nicht motivierter, Sport zu treiben. Jeder Zweite gab an, dass er oder sie sich nicht gut alleine zum Sport motivieren kann. Frauen sagen dies sogar häufiger als Männer. Etwas weniger als die Hälfte der Deutschen (45 Prozent) gibt an, während des Corona-Lockdowns träger geworden zu sein. Dies sagen die Jüngeren am häufigsten (51 Prozent der 18- bis 34-Jährigen).

Viele Fitnessstudios und Sportvereine möchten ihre Mitglieder während des aktuellen Lockdowns unterstützen und bieten virtuelle Online-Sportkurse an. Doch auch hier scheint den Deutschen die Motivation zu fehlen: Jeweils nur sieben Prozent haben während des aktuellen Lockdowns vor, einen Muskelaufbau- oder einen Konditionstrainingskurs zu belegen.

Psychisch angeschlagen

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Laut einer weiteren Erhebung von YouGov klagen die Deutschen im internationalen Vergleich am seltensten über psychische Belastungen im Zuge des Lockdowns. Hierzulande liegt der Anteil bei 44 Prozent. Briten sagten dies am häufigsten (65 Prozent). In den USA gaben 56 Prozent der Menschen an, dass der Zustand ihrer psychischen Gesundheit angeschlagen sei.

Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, für die mehr als 21.000 Menschen in 16 Ländern und Regionen interviewt wurden. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ab 18 Jahren.

Datum: 4. Februar 2021, Text: red/nm, Bild: Getty Images Plus/iStock(AntonioGuille