Meldungen über Fortschritte bei Corona-Impfstoffen wecken große Hoffnungen auf ein Ende der Kontaktbeschränkungen und Hygieneauflagen.
Kommt der Impfstoff gegen Corona noch in diesem Jahr? In der vergangenen Woche haben das Mainzer Unternehmen Biotech und sein US-Partner Pfizer mitgeteilt, dass bei Tests eine Wirksamkeit ihres Impfstoffkandidaten von mehr als 90 Prozent festgestellt worden sei. Auch der Konkurrent Moderna meldete einen Erfolg. Die Wirksamkeit des Testprodukts aus den USA liegt demnach bei fast 95 Prozent.
Langfristige Aussichten auf einen Alltag wie vor der Pandemie
All das nährt Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Covid-19-Beschränkungen. Noch sind die Impfstoffe allerdings nicht zugelassen. Ugur Sahin, Mitgründer von Biontech, geht ohnehin davon aus, dass man in Deutschland erst ab Ende nächsten Jahres zur Normalität zurückkehren wird. Dafür sei es „absolut essenziell“, noch vor dem Herbst eine hohe Impfquote zu erreichen. Sahin rechnet damit, dass Biontech bis April 300 Millionen Impfstoffdosen ausliefern könne. Für diesen Winter habe dies allerdings keine Auswirkung.
Rechtliche Hürden für eine allgemeine Corona-Impfpflicht
Über das Thema Impfquote wird in Deutschland seit Beginn der Pandemie diskutiert. Einigkeit herrscht darüber, dass allein Impfungen das Covid-19-Virus ausschalten können. Eine allgemeine Impfpflicht wird es allerdings nicht geben. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut deutlich gemacht. Nach Auffassung der CDU-Politikerin würde es genügen, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun sind, ob durch Impfung oder eine durchgestandene Krankheit. Dann wäre das Virus „mehr oder weniger besiegt“, so Merkel in einem Video. „Dann können wir auch alle Einschränkungen aufheben.“
Merkel: Impfungen zuerst zum Schutz des Gesundheitssystems
Für eine allgemeine Impfpflicht gegen Corona wird es ohnehin nicht genug Impfdosen geben, betonen Experten. Überdies stehen dem hohe rechtliche Hürden gegenüber. Merkel will einen Impfstoff zuerst für den Schutz des Gesundheitssystems einsetzen. Pflegekräfte, Ärzte und auch Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, müssten in der Reihenfolge ganz vorne stehen. Zu den Corona-Risikogruppen zählen neben älteren Menschen, bei denen das Risiko schwerer Verläufe wesentlich größer ist, auch Raucher und Menschen mit Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Asthma, chronischer Bronchitis, Lebererkrankungen und Diabetes. Auch in diesem Zusammenhang sprach die Kanzlerin nicht von Pflichtimpfungen.
Das Masernschutzgesetz als Vorbild
Längst kursieren allerdings entsprechende Gedankenspiele. Viele halten eine Impfpflicht für das medizinische Personal unabdingbar, um Belegschaft und Patienten vor Infektionen zu schützen. Auch für Risikopatienten sollten Impfungen demnach obligatorisch sein. In diesem Zusammenhang wird auf Italien verwiesen. Im Frühjahr häuften sich Berichte über Corona-Hotspots in dortigen Kliniken.
Als Beispiel für eine auf bestimmte Berufs- und Personengruppen begrenzte Impfpflicht wird das Masernschutzgesetz in Deutschland genannt. Seit März dieses Jahres müssen Kinder ab dem ersten Lebensjahr beim Eintritt in Schule oder Kita eine Masernimpfung vorweisen. Gleiches gilt für Erzieher, Lehrer, Tagespflegepersonen und medizinisches Personal.
Datum: 18. November 2020, Bild: Nils Michaelis, Bild: imago images/Sven Simon