Werbejury entscheidet künftig über Beschwerden.

Erst Friedrichshain-Kreuzberg, jetzt hat auch Mitte einen schärferen Umgang mit sexistischer Werbung beschlossen. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grünen) gab nun bekannt, dass das Bezirksamt Mitte künftig auch gegen sexistische und diskriminierende Werbung im Bezirk vorgehen wird.

Werbejury gegründet

Dazu wurde unter anderem eine Werbejury gegründet. Die erste Jurysitzung hat bereits Ende Februar stattgefunden, heißt es in der Pressemitteilung. Sie setzt sich unter anderem aus Mitgliedern des Frauenbeirats, der AG Mädchen und junge Frauen, der Seniorenvertretung, der Bezirksverwaltung und des Beirats für Menschen mit Behinderung zusammen. Das Bezirksamt Mitte lehnt sich dabei an das Verfahren aus Friedrichshain-Kreuzberg an. Das bedeutet, dass die Jury, einberufen wird, wenn Beschwerden vorliegen.

Es gebe aber keine Vorabprüfung oder Vorabnahmen von Werbemotiven. Der Frauenbeirat Mitte hat die Kriterien ergänzt. Geschlechterdiskriminierende Werbung  und sexistische Werbung liege insbesondere dann vor, „wenn Frauen und/oder Männer auf abwertende Weise dargestellt werden“, wenn „die Personen in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt werden “ oder aber  wenn „Personen abgewertet werden, die nicht den vorherrschenden Vorstellungen über Zugehörigkeit zu einem Geschlecht entsprechen (zum Beispiel trans* und inter* Personen).

Das Vorbild

Friedrichshain-Kreuzberg hatte im vergangenen Jahr den Kampf gegen sexistische Werbung aufgenommen und eine rote Karte, die man fragwürdig-werbenden Unternehmen zeigen kann, eingeführt. Dazu veröffentlichte der Bezirk einen Leitfaden gegen sexistische, diskriminierende und frauenfeindliche Werbung unter der Überschrift „Sexism shouldn’t sell“. Darin heißt es: „Die Werbung suggeriert die Botschaft, dass alle Frauen käuflich sind, wie das Produkt für das mit ihnen geworben wird. Gleichzeitig festigt sie eine klischeehafte Darstellung von Frauen- und Männer-Rollenbildern, beeinträchtigt unsere Entfaltungsfreiheit und zementiert die Ungleichheit der Geschlechter.“ Insbesondere die Darstellung „von Frauen als schön, aber dumm, schwach, hysterisch, naiv oder emotionsgesteuert“ sei demnach herabwürdigend.

Text: Katja Reichgardt/Redaktion, Bild: imago/PEMAX