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Mehrzahl neu eingestellter Lehrer hat keine pädagogische Ausbildung.

Der Kampf um voll ausgebildete Lehrer bleibt in Berlin auch in diesem Schuljahr eine Herausforderung. Etwa 60 Prozent der 2.734 neu eingestellten Lehrkräfte sind Quer- oder Seiteneinsteiger. Immerhin sei es durch diese Maßnahme gelungen, nahezu alle freien Stellen zu besetzen, teilte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kürzlich mit. Für die verbleibenden 90 soll zeitnah geeignetes Personal gefunden werden.

Zeitweise Rückkehr

Am Montag begann das neue Schuljahr für 363.640 Schüler. Das sind fast 6.700 mehr als 2018. Die Zahl der Schulanfänger sank leicht um 161 auf 33.820. Sie müssen sich bis zum 12. August gedulden – dann findet für sie der erste Schultag statt. Unter den neu eingestellten Lehrkräften finden sich nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie 1.085 reguläre Lehrer, 711 Quer- und 938 Seiteneinsteiger, zu denen auch etwa 70 Bachelor- und Master-studenten zählen. Hinzu kommen 250 Pensionäre, die zeitweise in den Schuldienst zurückkehren. Daneben werden 380 neue Erzieher sowie 120 pädagogische Unterrichtshilfen und Betreuer ihren Dienst antreten.

Nach wie vor hat die Bildungsbehörde Schwierigkeiten, passende Kräfte für die Fächer Mathematik, Naturwissenschaften sowie Sport und Kunst zu finden, weshalb gerade in diesem Bereich Quereinsteiger gesucht werden. In der Regel haben diese einen universitären Abschluss in dem Fach, das sie unterrichten. Ihnen fehlt jedoch eine pädagogische Ausbildung. Scheeres machte deutlich, dass nicht alle Bewerber automatisch das Programm zur Qualifizierung von Quereinsteigern durchlaufen dürften.

Insgesamt hätten sich 2.500 Kandidaten beworben, 711 wurden angenommen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte dennoch den hohen Anteil derjenigen, die über keine abgeschlossene Lehrerausbildung verfügen. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagte der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann.

Verheerendes Signal

Kritik gab es auch aus der Opposition, die in den Zahlen eine Bestätigung für die schlechte Bildungspolitik des Senats erkennt. Burkard Dregger, Fraktionsvorsitzender der CDU, sagte, dass der Lehrermangel einmal mehr die „akute Bildungskrise“ Berlins verdeutliche. Scheeres habe keine Strategie, wie sie die Lehrerflucht aus Berlin endlich stoppen wolle. „Der Notstand wird von ihr nur noch verwaltet, nicht gelöst.“ „Das ist ein verheerendes Signal“, kritisierte auch Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der FDP. Es sei ein großes Problem, wenn Lehrer nicht ausreichend für den Unterricht qualifiziert würden. Der Senat bekomme die Situation einfach nicht in den Griff. „Es wir immer prekärer“, sagte er der Berliner Zeitung.

Marianne Burkert-Eulitz, Grünen-Bildungspolitikerin, freute sich, dass die Stellen überhaupt besetzt werden konnten. Die Situation sei schwierig und würde sich in einigen Jahren verbessern. „Eine Verbeamtung schafft keine einzige Lehrkraft mehr“, sagte sie.

Datum: 09. August 2019. Text: K. Hermann/M. Reinsch. Bild: iStock/ Getty Images Plus/ Ridofranz