Symbolfoto: Obdachlosenlager in Charlottenurg
Symbolfoto: Obdachlosenlager in Charlottenurg

Tausende Freiwillige gesucht für Berlins zweite Erhebung von obdachlosen Menschen – auch Marzahn-Hellersdorf ist dabei. Für die zweite Zählung und Befragung obdachloser Menschen in der Nacht vom 22. zum 23. Juni werden ab sofort berlinweit Tausende Freiwillige gesucht.

Nur durch die Mithilfe von vielen Freiwilligen bei der Erhebung können wichtige Erkenntnisse über das Ausmaß von Obdachlosigkeit gesammelt werden. Alle Berlinerinnen und Berliner sind eingeladen, sich zu beteiligen. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt und für 3 Stunden gut zu Fuß unterwegs sein können.  Eine Anmeldung ist unter www.zeitdersolidaritaet.de/mitmachen/ möglich.

„Allein in Berlin leben tausende Menschen auf der Straße, die dringend unsere Unterstützung und Hilfe benötigen. Als Bezirk möchten auch wir einen Beitrag dazu leisten, auf die Situation von obdachlosen Menschen aufmerksam zu machen. Wir unterstützen die „Zeit der Solidarität“ in der Hoffnung, die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern“, erklärt
Gordon Lemm, Bezirksbürgermeister von Marzahn-Hellersdorf.

Sieben Einrichtungen im Bezirk, darunter Stadtteilzentren, unterstützen die Aktion in der Zähl- und Erhebungsnacht. Von dort aus werden die Freiwilligen in Teams, inklusive einer geschulten Teamleitung, in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni, einen festgelegten Bereich im Bezirk ablaufen. Falls sie obdachlose Personen antreffen, werden die Freiwilligen diese zahlenmäßig erfassen und sie nach Zustimmung anonym zu fünf Themen befragen (Alter, Geschlecht, Dauer der Wohnungslosigkeit, Herkunftsregion und LebensKonstellation).

Auf Bedürfnisse reagieren

„Die „Zeit der Solidarität“ lenkt nicht nur den Blick auf die Obdachlosigkeit, sondern gibt dem Bezirk durch die Befragung die besseren Einblicke in die Bedürfnisse der Betroffenen und kann entsprechend agieren.“, so Nadja Zivkovic, die Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin der Abteilung Soziales.

Die gesammelten Erkenntnisse durch die Erhebung werden für die Steuerung der  Wohnungslosenpolitik im Land Berlin gewinnbringend sein und zum Masterplan
Wohnungslosigkeit beitragen.

Rückblick

Am 29. Januar 2020 fand in Berlin Deutschlands erste Zählung und Befragung obdachloser Menschen statt.

Erfasst wurden in dieser Nacht 1.976 obdachlose Menschen (im öffentlichen Raum oder in den Notübernachtungen der Kältehilfe). Dabei handelte es sich nicht um eine absolute Zahl, sondern die Mindestanzahl von obdachlosen Berlinern und Berlinerinnen. Wer in dieser Nacht zum Beispiel Rückzug in einer Garage oder Hauseingang finden konnte, oder doch kurzfristig bei Bekannten untergekommen ist, wurde nicht erfasst. Wohnungslose Menschen kommen in dieser Statistik also nicht drin vor.

Trotzdem, war die Mindestanzahl eine wichtige Erkenntnis und muss mit den Ergebnissen zukünftiger Zählungen verglichen werden, um aussagekräftige Ergebnisse über die Tendenz des Ausmaßes von Obdachlosigkeit erzielen zu können.

602 obdachlose Personen haben die freiwillige und anonyme Befragung mitgemacht. Die Ergebnisse der Befragungen boten einen Einblick in die soziodemografischen Hintergründe, wie Alter oder Geschlecht, der obdachlosen Menschen in Berlin. Eine eindeutige Erkenntnis war, zum Beispiel, dass unter den erfassten obdachlosen Personen, sowohl auf der Straße als auch in der Kältehilfe, Menschen mit Herkunft aus nicht-deutschen EU-Staaten die Mehrheit bilden.

Es haben 2.601 Freiwillige an der „Nacht der Solidarität“ teilgenommen, wovon 61 Prozent weiblich waren und 20 Prozent von Ihnen bereits, beruflich oder ehrenamtlich, Erfahrungen in der Begegnung mit obdachlosen Mitbürger:innen hatten. 1.000 dieser Freiwilligen wurden im Vorfeld zu Teamleitungen geschult, um in der Nacht der Zählung und Befragung ihr Team zu leiten. Ohne all die Freiwilligen wäre die „Nacht der Solidarität“ nicht möglich gewesen. Auch die Kälte- / Wärmebusse der Stadtmission bzw. des DRK waren in der „Nacht der Solidarität“ im verstärkten Einsatz, haben Tee und Bekleidung angeboten und haben zu Gesprächen eingeladen und sich an der Befragung beteiligt.

Text: red, Bild: IMAGO / F. Anthea Schaap