Besucher sehen, sich die Ausstellung
Besucher sehen, sich die Ausstellung "Wer war Fritz Kittel – ein Reichsbahnarbeiter entscheidet sich – zwei Familien 1933 bis 2022" im Deutsches Technikmuseum, an. Foto: Britta Pedersen/dpa

Fritz Kittel war bei der Reichsbahn. Die Nazi-Zeit machte den Eisenbahner zum mutigen Helfer.

Kittel versteckte zwischen 1944 und 1945 die Jüdinnen Hannelore und Hella Zacharias. Die Geschichte beider Familien steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Wer war Fritz Kittel?“. Im Deutschen Technikmuseum Berlin lässt sich von Mittwoch an bis zum 30. April viel über Zivilcourage in der NS-Zeit sehen.

Die Schau ist ein Projekt der Schriftstellerin Esther Dischereit und der Deutschen Bahn. Kittel half damals Dischereits Mutter und Schwester erfolgreich neue Identitäten anzunehmen. Beide überlebten so den Holocaust. Die Autorin macht die Ausstellung zur Spurensuche für Retter und Gerettete.

Gegenstände sprechen lassen

Im Lokschuppen des Museums an der Trebbiner Straße in Kreuzberg sind Zeugnisse der Geschichte von Fritz Kittel und den Angehörigen Dischereits zu sehen. In Holzkommoden finden sich persönliche Gegenstände wie der gefälschte Reichsbahnausweis, der Mutter und Tochter damals vor dem sicheren Tod rettete. Dokumente, Objekte, Filme und Biografien korrespondieren mit literarischen Texten der Autorin Dischereit. Darin lässt sie Gegenstände in den Schubladen zu Besucherinnen und Besuchern sprechen.

„Ich möchte mich den Objekten literarisch aus der Perspektive des Jetzt nähern“, sagte Dischereits am Dienstag in Berlin. Der Bogen zur Gegenwart sei wichtig. „Auch heute sind illegale Papiere wieder wichtiger geworden.“ Viele Flüchtlinge bräuchten sie heute zum Überleben, wie ihre Familie damals.

Rolle der Bahn in NS-Zeit

In 18 Textstücken widmet sich Dischereit Gegenständen wie dem Notizbuch von Kittel oder einer goldenen Taschenuhr. Ein Film zeigt, wie Angehörige der Familie von Kittel und Zacharias die damaligen Fluchtorte aufsuchen.

Die Schau beleuchtet neben den Lebensgeschichten der beiden Familien auch die Rolle der Deutschen Reichsbahn im Nationalsozialismus: „Ohne die Reichsbahn der NS-Zeit wäre die Deportation der europäischen Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager nicht möglich gewesen“, hieß es zur Ausstellung. Zudem werde nach dem Schicksal jüdischer Eisenbahner gefragt.

Text: dpa