Luft anhalten und dann rein ins Vergnügen. Volle S-Bahn in Berlin. Bild: IMAGO / Schöning
Luft anhalten und dann rein ins Vergnügen. Volle S-Bahn in Berlin. Bild: IMAGO / Schöning

In der Kolumne „Schlager der Woche“ beschäftigen sich unsere Kollegen von Schlager Radio (in Berlin u.a. auf 106,0 UKW) mit aktuellen gesellschaftlichen Themen.

Von Harry Perlinger, Redaktionsleiter Schlager Radio (u.a. 106,0 UKW)

Wann sind Sie eigentlich das letzte Mal mit der Ringbahn in Berlin gefahren? Am besten so zwischen 7 und 8 Uhr morgens oder gern auch am Abend zwischen 18 und 19 Uhr. Wer dort täglich unterwegs ist, weiß: Noch voller kann es eigentlich kaum noch werden. Ich stelle mir dann immer die Frage: Wie soll das Ganze eigentlich funktionieren, wenn noch mehr Menschen auf das Auto verzichten und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren? Zu Coronazeiten gab es einen extrem hohen Krankenstand bei den Fahrern. Nicht nur bei der S-Bahn. Auch die BVG in Berlin und nahezu alle Verkehrsunternehmen in Brandenburg waren davon betroffen.

Keine Nachwuchs-Fahrer

Jetzt, wo die Pandemie vorbei ist, offenbart sich aber ein viel älteres Problem: Es fehlt an Nachwuchs bei den Fahrern und an Infrastruktur, um die Massen an Menschen zu bewältigen. Denn es zeigt sich nämlich erst dann, ob ein öffentlicher Personennahverkehr funktioniert, wenn er den Berufsverkehr bewältigt. Also die Menschen von A nach B transportieren kann, die das Geld erwirtschaften, mit dem das ÖPNV-Netz in der Region betrieben werden kann. Berlin und Brandenburg müssen sich mehr einfallen lassen als ein Billigticket, um die Leute in die Züge zu locken. Vor allem, wenn etliche Linien ausfallen oder wie in Berlin lahmgelegt sind, weil auf gleich mehreren wichtigen U-Bahnlinien gebaut wird. Die Älteren von uns erinnern sich: Seit Jahren heißt es von BVG und S-Bahn: „Ja, aber dort ist seit Jahrzehnten nichts gemacht worden. Jetzt muss dort gebaut werden…!“ Stimmt aber nur zum Teil. Denn wenn auf einigen Linien der Stadt immer wieder mal gebaut wird und das seit Jahren mit immer der gleichen Begründung, stellt sich irgendwann die Frage: Haben wir eine Baustellendemenz oder können wir öffentlichen Nahverkehr nur begrenzt?

Wir brauchen einen ordentlichen Rumms

Fakt ist: Wir brauchen eine Mobilitätswende. Die Luft soll sauberer, die Straße soll sicherer, die Außenbezirke Berlins und auch Brandenburg brauchen eine gute Verbindung in die Innenstadt von Berlin. Fakt ist aber auch: Es braucht einen ordentlichen Rumms beim Thema Nachwuchs und beim Thema Infrastruktur. In diesem Sinne: Gute Fahrt!