Reese besuchte Winkelmann und prach mit ihr über ihre Erinnerungen.
Reese besuchte Winkelmann und prach mit ihr über ihre Erinnerungen. Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin (dpa) – Hertha-Profi Fabian Reese hat mit der Holocaust-Überlebenden Ruth Winkelmann über ihre Erlebnisse in der NS-Zeit gesprochen. In einem Video, das der Berliner Fußballclub bei Instagram teilte, erzählt die 96-Jährige unter anderem von den Folgen der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.

«Die ersten kaputten Fenster und demolierten Geschäfte haben wir in Wittenau gesehen», sagt Winkelmann. «Die ganze Kreuzung war kaputt. Alle vier Ecken. Es waren überall jüdische Geschäfte, und die wurden alle geplündert und ausgeraubt. Da habe ich das erste Mal gesehen, wie ein Mann mit der Hakenkreuzfahne gelaufen ist und ein anderer hinterher geschrien hat: „Juden raus. Kauft nicht bei Juden.“»

Winkelmann zeigt dem 27 Jahre alten Reese auch alte Fotoalben ihrer Familie. Viele ihrer Verwandten wurden in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet. Heute engagiert sich Winkelmann in der Zeitzeugenarbeit. Sie hat auch das Buch «Plötzlich hieß ich Sara» geschrieben.

Winkelmann engagiert sich in Zeitzeugenarbeit

«Wir wollen an die Vergangenheit weiter erinnern und damit mit daran arbeiten, dass so etwas nie wieder passiert», sagt sie. Das Treffen und das Video entstanden in Zusammenarbeit mit dem World Jewish Congress und der UN-Kulturorganisation Unesco. Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen zum 80. Mal. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden.

«Für mich war das hier nur ein ganz kurzer Exkurs in ein Thema, das viel mehr Zeit eigentlich verdient hat. Das ist für mich als junger Mensch nicht leicht, für dieses Thema die richtigen Worte zu finden», sagt Reese in dem Video. «Das ist für mich sehr besonders hier gewesen. Du bist eine unglaubliche Persönlichkeit.» Winkelmann erwidert: «Aber ich muss sagen: Die Stunde werde ich auch nicht vergessen.»