Zeigt sich trotz des Lehrermangels zuversichtlich für das kommende Schuljahr: Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg.
Zeigt sich trotz des Lehrermangels zuversichtlich für das kommende Schuljahr: Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg. Foto: Soeren Stache/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg hält Seiteneinsteiger angesichts des Lehrermangels auch künftig für unentbehrlich. «Wir können auf Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nicht verzichten», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Das sei in ganz Ostdeutschland so. Er warb für einen fairen Umgang. «Wir müssen den Kolleginnen und Kollegen im Seiteneinstieg mit demselben Respekt begegnen wie allen anderen auch», sagte Freiberg. «Wir nehmen hier nicht jeden, alle Seiteneinsteigenden müssen die Grundqualifizierung bestehen, um unbefristet eingestellt zu werden.»

Am letzten Schultag vor den Sommerferien bekamen am Mittwoch fast 316.700 Schülerinnen und Schüler an 938 Schulen in Brandenburg ihre Zeugnisse. Die Ferien gehen am 31. August zu Ende. 

An Brandenburgs Schulen arbeiten derzeit so viele Seiteneinsteiger wie bisher noch nie. Im Schuljahr 2023/24 war fast ein Fünftel (17,7 Prozent) aller Lehrkräfte ohne Lehramtsbefähigung an den öffentlichen Schulen beschäftigt. In den ländlichen Regionen sogar fast ein Viertel (24 Prozent).

Programm für Lehrer über 63 soll wirken

Der Bildungsminister zeigt sich trotz des Lehrermangels zuversichtlich für das kommende Schuljahr, da mehrere Maßnahmen laufen. Freiberg nannte das Programm 63+ zur Weiterbeschäftigung von Lehrkräften, eine neue Kampagne zur Lehrersuche und das Landlehrerstipendium. «63+ wirkt das erste Mal zum kommenden Schuljahr», sagte er. «Ich weiß, dass eine dreistellige Zahl an Kolleginnen und Kollegen mit den staatlichen Schulämtern in Kontakt ist. Das ist in unseren Prognosen noch nicht enthalten.»

Freiberg sieht noch mehr Chancen: «Für die bereits ausgeschiedenen Kolleginnen und Kollegen haben wir Möglichkeiten geschaffen, dass sie im Ruhestand besser hinzuverdienen können – bisher wurde das angerechnet auf Pension oder Rente», sagte er. «Dazu haben wir für tätige Lehrkräfte die Möglichkeit geschaffen, zusätzlich planmäßig Unterricht bei voller Bezahlung zu erteilen.» 257 Angebote zur Beschäftigung sind laut Minister nach aktuellem Stand für das nächste Schuljahr ausgeschrieben – das Schuljahr 2023/24 wurde mit rund 540 Stellenangeboten begonnen.

Kritik von CDU und FDP

Ein neues Bündnis aus Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen hatte vor zunehmenden Bildungsdefiziten für Schüler und einer Überlastung der Lehrer gewarnt. Die Initiative geht davon aus, dass im Jahr 2030 nur die Hälfte der Stellen für Lehrkräfte an den Schulen des Landes mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein wird. Diese Rechnung beurteilt Freiberg allerdings skeptisch.

Die CDU im Landtag zeigte sich rund zwei Monate vor der Landtagswahl nicht zufrieden mit der Bildungspolitik des Koalitionspartners. Nötig sei nicht nur ein entschiedenes Vorgehen gegen Lehrermangel, sondern es gehe um Sofortmaßnahmen, «die ich beim Bildungsminister nicht sehe», sagte CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann. Er nannte Sprachtests in Kitas, einen stärkeren Fokus auf Deutsch und Mathematik sowie die verpflichtende Vergabe von Noten ab der dritten Klasse als Beispiele. Die FDP kritisierte, es gebe zu wenig Lehrkräfte, die zudem zu stark belastet würden, zu viel Bürokratie und zu wenig Studienanfänger.