3.000 bis 4.000 Wildschweine haben ihren Lebensraum in der Hauptstadt gefunden.

Ein Wildtier ist ein schlaues Tier, wenn es in die Stadt geht. Anders als auf dem Lande werden einige Arten in der Stadt nicht bejagt, außerdem gibt es hier reichlich Nahrung. Was dem Tiere demnach paradiesisch vorkommen mag, kann den menschlichen Bewohner doch erheblich stören. In unserer Serie „Wildtiere in der Stadt“ wollen wir für das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier eine Lanze brechen. Denn das „Wildlife“ bringt neben dem einen oder anderen Ärgernis auch Freude, tierische Erkenntnisse und nicht selten gute Unterhaltung in die Stadt. Heute erzählen wir von der Invasion der Wildschweine.
Zehlendorf ist ein feines Eckchen in Berlin. Hier leben wohlhabende und wohlerzogene Menschen, die auf Ordnung, gegenseitigen Respekt und Benimmregeln Acht geben. Wenn es dunkel wird, gesellen sich allerdings Nachbarn zu ihnen, die mit Sauberkeit und Ordnung im menschlichen Sinne nicht allzu viel zu tun haben: Wildschweine. In riesigen Horden durch eine Wohnsiedlung in Nikolassee streifend, wurden sie jüngst gesichtet. Auf der Suche nach Nahrung benehmen Wildschweine sich nicht gerade wie feine Leute. Die Anwohner versetzt die Invasion der schlauen Tiere in Angst. Doch das ist unbegründet. Wildschweine sind harmlos gegenüber Menschen. Es sei denn, eine Bache bangt um ihre Frischlinge – dann ist ein Angriff nicht ausgeschlossen.

Füttern verboten

3.000 bis 4.000 Wildschweine gibt es in Berlin. Sie leben hauptsächlich im Grunewald sowie im Köpenicker und Tegeler Forst. Immer häufiger suchen sie in Wohnsiedlungen Futter. Gartenbesitzer also, die Gartenabfälle im Wald oder dessen Umgebung abladen, locken damit neben Ratten auch Wildschweine an. Das gilt ebenso für in Parkanlagen oder an Imbissbuden zurückgelassene Picknick- und Essenreste. Das Füttern der Tiere ist generell verboten. Es drohen Geldstrafen von bis zu 5.000 Euro. Denn mit den Tieren, die über das Füttern handzahm werden, gibt es dann die größten Probleme.

Hohe Zäune

Wildschweine haben einen hervorragenden Geruchssinn und  wittern Nahrung in Form von Zwiebeln, Knollen und Obstresten in den Gärten schon von Weitem. Gärten sollten deshalb solide eingezäunt sein. Hilfreich ist ein stabiler, mindestens 1,50 Meter hoher Zaun, der durch einen Sockel, tiefes Eingraben oder Wühlstangen im Boden gesichert ist. Wildschweine sind kräftig – nur solide Zäune halten ihren Rüsseln stand.

Ruhe bewahren

„Stadtschweine“ sind an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt und ergreifen bei Begegnungen oder Störungen nicht immer die Flucht. Und wer in Berlins Stadtwäldern unterwegs ist, muss jederzeit mit Wildschweinen rechnen. In beiden Bereichen gilt: Wildschweine greifen Menschen nur an, wenn sie sich oder ihren Nachwuchs bedroht sehen. „Bewahren Sie bei Begegnungen in jedem Falle Ruhe und gehen Sie langsam zurück. So signalisieren Sie, dass Sie keine Gefahr darstellen. In aller Regel werden Wildschweine dann nicht angreifen“, heißt es seitens des NABU Berlin. Eine Bache mit Frischlingen sollte mit Abstand umgangen werden. Problematisch seien besonders Hunde, denn sie nehmen die Anwesenheit von Wildschweinen deutlich eher wahr als Menschen. Oft folgen sie ihrem Jagdtrieb, werden dann aber angesichts der Wehrhaftigkeit der Wildschweine selbst zu Gejagten. Das Führen des Hundes an der Leine ist eine Lösung. Ratsuchende und Interessierte können sich an die Wildtierberatung des NABU wenden. Diese ist per E-Mail sowie montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr telefonisch erreichbar.
[box style=“0″](030) 54 71 28 91
wildtiere@nabu-berlin.de[/box]

Datum: 9. Dezember 2019, Text: Sara Klinke, Bild: Getty Images Plus/iStock/larani