
Sylvia Förster kam aus Bremen nach Berlin.
Gern erinnere ich mich an den 9. November 1989. Ich bin gebürtige Berlinerin, lebte aber in den Jahren 1975 bis 1991 in Bremen. Alle vier Wochen fuhr ich für ein verlängertes Wochenende nach Berlin, um kulturell “am Ball zu bleiben”. So konnte ich es dann in der Ferne gut aushalten. Der 9. November war für mich ein normaler Tag: Arbeit, Sport, schlafen gehen.
Kein Traum
Der Radiowecker war gestellt, ein bisschen Musik, ein paar Meldungen über das Tagesgeschehen, eine wichtige noch, die Mauer in Berlin sei geöffnet worden, die ersten Ostberliner überqueren die Grenze in den Westsektor. Dann schlief ich sofort ein. Am nächsten Morgen dachte ich zunächst an einen Traum, schaltete aber sofort das Radio an, um die Nachrichten zu hören. Ich fasste es nicht, es war kein Traum, es war Wirklichkeit. Gleich nach der Arbeit fuhren wir mit dem Auto nach Berlin – auf der Autobahn. Insbesondere dicht vor Berlin war alles nur noch ein riesiges Spektakel. Wir fuhren auf beiden Spuren. Sowohl Westautos als auch Trabis. Nur noch Hupen, Winken, Lachen – und ein fürchterlicher Gestank von den Abgasen der Trabis. Aber das machte nichts. Die Stimmung war großartig.
Wunsch erfüllt
Ich hatte den Bau der Mauer 1961 hautnah erlebt und hatte immer den Wunsch, den Fall der Mauer mitzuerleben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Datum: 8. November 2019, Text: Sylvia Förster, Bild: imago images/Sven Simon