Potsdam/Berlin (dpa) – Im Prozess um den Tod ihres neugeborenen Kindes in einem Toilettenbecken sind die Eltern zu Haftstrafen verurteilt worden. Wegen Totschlags durch Unterlassen erhalte die Mutter (31) eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, der Vater (35) von drei Jahren und sechs Monaten, teilte das Landgericht Potsdam mit. Zuvor hatte die «Märkische Allgemeine» berichtet.
Das Kind wurde im Juli 2022 in der 35. Schwangerschaftswoche zuhause im Badezimmer in Potsdam geboren. Es lebte, war gesund und voll entwickelt. Während der Geburt sei das Baby kopfüber in die Toilettenschüssel gefallen, wo es letztlich aufgrund eines Kreislaufversagens mit einhergehender Luftnot starb, wie das Gericht mitteilte.
«Der Säugling hätte gerettet werden können»
Die Kammer gehe von einem bedingten Tötungsvorsatz aus, teilte eine Sprecherin des Gerichts mit. Die Angeklagten müssen gemerkt und gewusst haben, dass das Neugeborene sich nicht selbst aus seiner Lage befreien konnte, blieben jedoch untätig und ließen es in der Toilettenschüssel liegen, bis der gerufene Notarzt kam. «Der Säugling hat nach den Feststellungen in der Beweisaufnahme gelebt und hätte durch die Eltern gerettet werden können.»
Die Kammer habe einen minder schweren Fall angenommen, so die Sprecherin. In Hinblick auf die Mutter sei die Kammer außerdem von einer verminderten Steuerungsfähigkeit ausgegangen. Ein Gutachter habe bei ihr eine Persönlichkeitsstörung in Form eines ängstlich-vermeidenden Typs festgestellt.